image Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Mehri Farzan leitet das Housing First der Diakonie Frankfurt und Offenbach.

Wie ein Engel in meinem Leben

Im Housing First der Diakonie gibt es jetzt auch Wohnungen für Frauen mit Kindern

„Ich küsse den Boden in der Wohnung und danke, dass ich sie habe, sie ist für mich wie ein neues Leben“, sagt Aysan Rajabi (Name geändert). Ende Januar ist die 34-Jährige nach Zeilsheim gezogen, in eine der 28 Wohnungen im Housing First der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Dort finden seit Herbst 2024 auch Mütter mit Kindern einen Platz. Aysan Rajabis Sohn kann jetzt zu Fuß in die Grundschule laufen, ein jahrelanges Hin- und Hergerissen sein endet für die kleine Familie.

An diesem Frühlingsmorgen sitzt Aysan Rajabi, die mit 22 Jahren aus dem Iran kam, im Housing-First-Büro der Diakonie in Sossenheim. Immer wieder steigen ihr Tränen in die Augen. Vor Freude, wenn sie über die neue Wohnung spricht. Vor Erschöpfung und Trauer, wenn sie sich an die vier Jahre davor in einer Notunterkunft in Höchst erinnert. „Dort lebten Männer, die manchmal viel getrunken haben, ich habe mich nicht sicher gefühlt und konnte meinen Sohn dort auch nicht bei mir haben.“ Vier Jahre pendelte Rajabi jeden Tag in die Wohnung ihres Ex-Mannes, um dort für ihren Sohn zu kochen und mit ihm zu spielen, obwohl sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. „Das war sehr schlimm, mein Sohn hat geweint, wenn ich abends ging.“

Wieder mit dem eigenen Kind zusammenleben können
In der Wohnung der GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen, die seit 2021 mit der Diakonie im ersten Frankfurter Housing First stadtweit kooperiert, ist Aysan Rajabi „sehr glücklich“. Jetzt möchte sie genießen, dass sie wieder mit ihrem Kind zusammenleben kann. Sie wird sich auch weitere Beratung suchen, mit Mehri Farzan an ihrer Seite. Die Leiterin des Sozialdienstes Wohnen und Betreuen der Diakonie stammt selbst aus dem Iran und kam zum Studieren nach Deutschland. Mehri Farzan ist froh, im Housing First in Kooperation mit der GWH nun auch Wohnungen für Mütter mit Kindern anbieten zu können: „Ich habe die Problematik geschildert und nun gibt es eine Lösung.“

Innerlich ruhiger werden 
Die sozialarbeiterische Begleitung im Housing First wird von der Stadt Frankfurt und aus Kirchensteuermitteln finanziert. Sozialarbeit ist wichtig, denn Menschen, die aus einer Notunterkunft oder vom Leben auf der Straße in eine Wohnung des Housing First ziehen, brauchen meist mehr als eine Bleibe. Aysan Rajabi fehlte ein Pass, eine Aufenthaltserlaubnis und sie erhielt keine Leistungen vom Jobcenter. „Wir haben so oft an Behörden geschrieben“, sagt Mehri Farzan und die Augen der jungen Frau füllen sich wieder mit Tränen. „Frau Farzan ist wie ein Engel in meinem Leben“, sagt Aysan Rajabi. 

Inzwischen besitzt sie eine sechs Monate währende Aufenthaltsbefugnis, ihr Pass ist beantragt, Leistungen vom Jobcenter fließen. „Jetzt kann Frau Rajabi überlegen, wo sie steht und wie es für sie weitergeht“, sagt Mehri Farzan. Mehr Deutsch lernen ist einer der künftigen Schritte. Doch zuerst geht es darum, nach Jahren der Zerrissenheit innerlich ruhiger zu werden.  Und die 34-Jährige wünscht sich, dass auch andere Frauen, die mit ihren Kindern in Notunterkünften leben, eine Chance auf eine Wohnung erhalten.

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