image Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten Hand in Hand für den Secondhand-Markt Samt & Sonders XXL.

Nachhaltig, sozial,einzigartig

Großes Eröffnungsfest bei Samt & Sonders XXL -dem Secondhand-Markt der Diakonie 

Die junge Frau mit dem Trolley steigt beim Hessen-Center aus der U7. Geht nach links über die Ampel und weiter in die Röntgenstraße. Kreidestriche weisen den Weg, noch 100 Meter, steht dort und „gleich geschafft“. Die junge Frau kennt den Weg. Eigentlich fährt sie immer donnerstags aus dem Riederwald die paar Minuten zu Samt & Sonders XXL, dem Secondhand-Markt der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Aber heute ist sie ausnahmsweise samstags da, zum großen Neueröffnungsfest. Der Kiosk vor Samt & Sonders XXL strahlt in frischem Gelb, ebenso der Eingang und die Wände bei der Kasse. Mitarbeiterin Gül Sahin trägt heute Gelb, Markt-Leiterin Verena Schlossarek ebenfalls. Gelb ist die neue Farbe des Secondhand-Kaufhauses mit dem Claim „nachhaltig, sozial, einzigartig“. Im Secondhand-Markt sind jetzt seit dem Sommer nicht nur Einkaufsberechtigte, sondern alle willkommen. Jeder kann einkaufen, wer wenig Geld hat, erhält zu den ohnehin niedrigen Preisen per Vorteilskarte noch extra Rabatte.

Tanz und Kürbissuppe
Orange-Gelb ist auch die Kürbissuppe, an die 100 Portionen hat Bernd Wurzel vorbereitet. Seine Aufgabe ist es, Spenden von Läden und Herstellern zu akquirieren. Obendrein ist Bernd Wurzel ein wunderbarer Koch. Vier Muskatkürbisse und zwölf Hokkaidos hat er verarbeitet, Suppengrün, mildes Curry und später Kokosmilch und Schmand. Hmm… lecker. „Bleiben Sie ein bisschen“, ruft Gül Sahin Einkaufenden zu, „es gibt später noch Tanz und Kürbissuppe“.

 

Bernd Wurzel akquiriert Spenden und kocht hervorragend. Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Schätze finden
Die junge Frau mit dem Trolley betrachtet gerade die Tische voller Weihnachtsdekoration. „Ich komme gerne hierher“, sagt die 34-Jährige. „In meiner Heimat, den USA, haben wir viele Secondhand-Märkte und viele lieben es, dort einzukaufen.“ Für sie selbst gilt das Motto, „des einen Abfall ist des anderen Schatz“. Bei Samt &Sonders XXL bewahrheitet sich das immer wieder, „hier finde ich besondere Dinge für meine Wohnung zu einem guten Preis.“

Vintage-Ecke mit Design der 1960er und 1970er Jahre
Bernd Pallutz steht wenige Meter weiter mit einer Kollegin vor einem meterhohen Regal mit Porzellan. Die beiden überlegen, wie sie es vorteilhafter dekorieren, im Moment ist es zu voll, „da sieht man nichts mehr“, sagt Pallutz. Er ist stellvertretender Marktleiter und seit 23 Jahren dabei. Schon am vorigen Standort in der Freiligrathstraße war er aktiv, „wir haben Stammkunden, die uns von dort nach Enkheim begleitet haben“, sagt Pallutz und begrüßt eine ältere Dame mit Einkaufswagen. Stolz präsentiert er die Vintage-Ecke mit gespendeten Dingen aus den 1960er und -70er Jahren. Auch Studierende, die die coolen preiswerten Angebote im Samt& Sonders XXL zunehmend für sich entdecken, stöbern gerne in der Vintage-Ecke.

 

In der Vintage-Ecke gibt es Schätze zu entdecken zum Beispiel aus den 1960er und -70er Jahren. Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Für manche ist der freundliche helle Markt ein Stück Heimat
Pallutz und die anderen Mitarbeitenden im Samt &Sonders XXL wünschen sich, dass der freundliche helle Markt mit seinen tollen Angeboten noch viel bekannter wird. Hier gibt es alles für den Haushalt, Möbel, kleine Elektrogeräte, Spielsachen, Sportartikel, Schuhe, Mäntel, Handtaschen, einfach das volle Programm. Laufend kommen neue Sachen rein, „manche sind hier den ganzen Tag und warten auf neue Angebote, es ist hier ein Stück Heimat für sie“, sagt Pallutz.

Für mich ist das Ehrenamt bei Samt & Sonders XXL genau das Richtige
Fünf Hauptamtliche, 16 Teilnehmende vom Jobcenter und 17 Ehrenamtliche halten den großen Secondhand-Markt zur Zeit am Laufen, sagt Leiterin Verena Schlossarek. Anne Rottländer und Mohammad Joukar gehören zum Team der Ehrenamtlichen. Es mache ihm Freude, „zu helfen und mit anderen Menschen zu sprechen“, sagt Joukar. Auch Anne Rottländer, die seit dem Sommer ehrenamtlich dabei ist, freut sich über ihre Wahl. Früher hat sie im Haus am Weißen Stein als Beraterin gearbeitet, ihr war immer schon klar, dass sie sich im Ruhestand auch engagieren will. Ein Vortrag von Ehrenamtskoordinatorin Melanie Aßmann hat sie begeistert. „Ich mache hier alles, die Kolleginnen und Kollegen sind so nett“, schwärmt Anne Rottländer. Gemeinsam mit anderen sichtet sie beispielsweise Spenden, „es ist enorm, was hier ankommt“. Sie liebt es aber auch, zusammen mit anderen zu dekorieren, „wir kommen gut miteinander klar und haben freie Hand, hier mitzugestalten“. Das vielfältige Miteinander im Team gefällt ihr: „Ich freue mich immer, wenn Mittwoch ist, dann komme ich hierher“, sagt Rottländer. Aber jetzt wird sie gerufen und setzt noch schnell hinzu: „Ich wusste lange nicht, was ich im Ruhestand ehrenamtlich machen wollte. Jetzt habe ich es gefunden, für mich ist es genau das Richtige.“

Im Upcycling werden T-Shirts zu Einkaufstaschen
Elisabeth Ingold, die ebenfalls zu den Ehrenamtlichen gehört, hat ihre Tanzgruppe mitgebracht, zu mitreißenden Rhythmen führen die Damen einen Tanz auf und laden zum Mittanzen ein. Wenige Meter weiter sitzen zwei junge Frauen, die gerade ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr bei Samt & Sonders XXL machen, an einem langen Tisch und bieten Upcycling an: Aus gebrauchten zugeschnittenen T-Shirts werden mit wenigen Handgriffen dehnbare Einkaufstaschen. Besucherin Heidrun Gabriel hat das Prinzip sofort verstanden und macht nun gerne mit: Sie ist Fachfrau, betreibt ein Modeinstitut und hat in der „Samt & Sonders-Boutique“ in Fechenheim zahlreiche Nähkurse gegeben. Heute, betont sie, kommt sie als Besucherin.
Die junge Frau mit dem Trolley hat ihren Einkauf beendet und genießt zufrieden die Sonnenstrahlen, bevor sie sich auf den kurzen Weg zur U-Bahnstation macht.

 

Besucherin Heidrun Gabriel und Nalin Kurt (Freiwilliges Ökologisches Jahr) beim Upcyceln von T-Shirts zu Einkaufstaschen. Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Samt & Sonders XXL
Finden Sie an der Röntgenstraße 10 in Bergen-Enkheim. Hinkommen mit U7 und U4 Haltestelle Hessen-Center. Fahrtzeit mit U7 ab Konstablerwache: 10 Minuten.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 – 18 Uhr, Samstag 10 – 14 Uhr, Montag Ruhetag.
Spenden von gut erhaltenen Dingen sind gesucht, Ehrenamtliche, die sich engagieren möchten, herzlich willkommen. Näheres unter www.samtundsondersxxl.de


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