image Foto: Tanja Botthof

Sozialministerin Heike Hofmann (4. von li) und Innenminister Roman Poseck im Gespräch im WESER5 Diakoniezentrum.

Minister:innen im WESER5 Diakoniezentrum zu Gast

Heike Hofmann und Roman Poseck stellen Verbesserungen für Wohnungslose in Aussicht

Kameras, Mikrofone, gezückte Handys – großes Medienaufgebot vor dem WESER5 Diakoniezentrum. Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) und Innenminister Roman Poseck (CDU) waren im März nach Frankfurt gekommen, um einen Sieben-Punkte-Plan der Hessischen Landesregierung für das Frankfurter Bahnhofsviertel vorzustellen. Zum Abschluss ihrer Tour, die in der Polizeidirektion Mitte begonnen und durch die Münchner Straße geführt hatte, wollten sich die beiden in der großen Einrichtung für Wohnungslosenhilfe der Diakonie Frankfurt und Offenbach informieren. Und sie wollten aufzeigen, wie sich die Situation für Wohnsitzlose verbessern kann.

Foto: Tanja Botthof

Housing First an Modellstandorten
Bestehende Hilfen für Wohnungslose gezielt weiterzuentwickeln – das hatte die Landesregierung angekündigt. Grundlage soll eine Studie zur Lebenssituation Betroffener sein, die Sozialministerin Heike Hofmann demnächst vorstellen will, um anschließend eine Wohnungsloseninitiative zu starten. Auch für Housing First, also Projekte, die Menschen von der Straße direkt in Wohnungen vermitteln, sollen Modellstandorte entwickelt werden. Und ein Teil der Landesmittel in Höhe von acht Millionen Euro für Gemeinwesenarbeit sollen unter Umständen auch im Bahnhofsviertel eingesetzt werden.   

Kein Anspruch auf Leistungen
Henning Funk, der Leiter des WESER5 Diakoniezentrums und seine Stellvertreterin Christiane Wirtz machten den Besucher:innen aus Wiesbaden vor zahlreichen Medienvertreter:innen deutlich, dass viele Gäste des Diakoniezentrums keinerlei Anspruch auf Leistungen haben. „Warum?“, erkundigte sich Innenminister Roman Poseck. EU-Bürger, die kürzer als fünf Jahre in Frankfurt leben, ohne Job und ohne Wohnung, erhalten auch keine Unterstützung, antwortete Funk. Später, bei einer Führung durch den Tagestreff für Obdachlose, erzählt er von EU-Bürger:innen, die zum Arbeiten nach Frankfurt kommen. Der Weg in die Obdachlosigkeit sei mitunter sehr kurz: Gelinge es nicht Arbeit zu finden, komme es schnell dazu, dass einige von ihnen auf der Straße übernachten, und mit Alkoholkonsum beginnen. „Anfangs sind die Leute fit, aber jede Woche, die sie länger auf der Straße leben, verschlechtert sich ihr Zustand bis sie abstürzen“, sagt Henning Funk. 

Kirchensteuermittel für die Wohnungslosenarbeit
Im Tagestreff Weißfrauen, erläutert Christiane Wirtz, gebe es eine „Basisversorgung für alle“. Dabei gehe es immer darum, die Betroffenen mit Unterstützung und Beratung in ein gutes Leben zurückzuführen. Für problematisch hält sie die zunehmende Ungleichbehandlung der Menschen aufgrund gesetzlicher Vorgaben. Der Gruppe Wohnungsloser mit Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch stünde eine zunehmende große Zahl von Menschen gegenüber, die ohne rechtlich Anspruch auf Unterstützung seien. Das führe zu wachsendem Unmut und Aggressionen. „Wir sind an unseren Grenzen, wir brauchen mehr Personal.  Landesmittel, die wir gezielt einsetzen können, wären uns sehr willkommen“, sagt Henning Funk den Gästen aus Wiesbaden.
Diakoniepfarrer Markus Eisele betont: „Als Diakonie setzen wir Kirchensteuermittel ein, um alle Menschen gut zu versorgen.“ Das reiche aber bei weitem nicht. Er sei dankbar, dass das Land hier künftig mehr Mittel zur Verfügung stellen will.

Gute Arbeit
Beide Minister zeigen sich beeindruckt von der Arbeit des WESER5 Diakoniezentrums, in dem 50 Mitarbeitende an vier Standorten arbeiten und das an sieben Tagen pro Woche offen ist. Allein in den Tagestreff kommen um die 150 bis 180 Gäste pro Tag. Heike Hofmann und Roman Poseck bedanken sich für die „gute wertvolle Arbeit“. Sozialministerin Hofmann nannte Wohnungslosigkeit als „zentrales Thema, das wir auch im Bahnhofsviertel angehen wollen.“ Und sie verspricht, sich bei einem Folgetermin nochmals intensiver mit dem Problem der Nichtleistungsberechtigten zu befassen


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