Frankfurter Jüdische Gemeinde, Caritas und Evangelischer Regionalverband im Gespräch
„Wir sind tief beunruhigt“, eröffnete Diakoniepfarrer Markus Eisele das gemeinsame Gespräch von Jüdischer Gemeinde Frankfurt, der Caritas Frankfurt und dem Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach mit Vertretern der Presse, „angesichts der aktuellen politischen Lage und einem immer weiter auseinanderklaffenden Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.“ Das rauer werdende Klima im Wahlkampf hat die drei großen Religionsgemeinschaften veranlasst, sich noch einmal öffentlich für einen gelingenden Zusammenhalt in unserer Gesellschaft einzusetzen.
„Mit Corona, dem Ukraine-Krieg und der folgenden Inflation haben wir als Gesellschaft drei große Krisen erlebt“, so die Caritas-Direktorin Gaby Hagmans. „Armutsphänomene und Gewaltexzesse sind gewaltig gestiegen, die existenzielle Angst ist größer geworden. In der Sehnsucht nach einfachen Lösungen in einer komplexer werdenden Welt, werden Schuldige gesucht.“ Das spürt auch die Jüdische Gemeinde in Frankfurt, wie Vorstand Boris Milgram bestätigt. „Seit dem Krieg gegen die Hamas in Gaza leben alle Mitglieder unserer Gemeinde in Angst und trauen sich nicht mehr mit jüdischer Kleidung auf die Straße.“ Hasserfüllte Parolen gegen Juden, gegen Israel, aber auch gegen Migranten werden immer lauter.
Alle drei verurteilen diese Entwicklung. „Es ist unser Anliegen, dafür Sorge zu tragen, dass der Zusammenhalt gelingt.“ Die Wohlfahrtsverbände wünschen sich eine Rückkehr zu einem sachlich geführten Diskurs. Dabei stellen sie die Nächstenliebe und die universelle Würde eines jeden Menschen in den Mittelpunkt, Werte die auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert sind. „Menschlichkeit ist wichtig!“, fasst es Boris Milgram zusammen.
Auch die Wohlfahrtsverbände stehen unter Druck, da Sozialausgaben erheblich gesunken sind und wohl auch weiter sinken werden, so die Befürchtung. Demokratiebildung, Teilhabe und Integration könnten aber gelingen, wenn beispielsweise Mittel für Sprachkurse, schnellere Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen oder ausreichend Therapieplätze für psychisch erkrankte Menschen bereitgestellt werden.
Das Wohl unserer Gesellschaft hänge auch davon ab, radikalen Rändern nicht allein die Bühne zu überlassen. „Wir müssen Haltung zeigen!“, so Gaby Hagmans „und wenn wir auf Parolen einfach nur antworten: Ìch teile deine Meinung nicht!‘.“ „Menschlichkeit sollte wieder der wichtigste Wert in unserer Gesellschaft werden“, ergänzt Boris Milgram.