Diakonie und Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach bedanken sich bei Spender:innen und Unterstützer:innen
Man hätte es gehört, wenn eine Stecknadel zu Boden gefallen wäre, als Kornelia Busweiler aus ihrem Leben erzählte und damit aufmerksame Stille auslöste. Zwanzig Jahre lang verbrachte die heute 68-Jährige auf Frankfurts Straßen, ohne Geld und Unterkunft. Ihre geschilderten Erlebnisse waren der emotionale Höhepunkt eines Abends, mit dem die Diakonie und die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach Danke sagten – ihren Spender:innen, Unterstützer:innen, Fördermittelgeber:innen und Kooperationspartner:innen. „Man kann gar nicht oft genug Danke sagen“, betonte Thomas Speck, Kaufmännischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbands, zu Beginn des Abends.
Denn dank Spenden und finanzieller Förderung können Einrichtungen wie das Diakoniezentrum WESER5 wohnungs- und obdachlosen Menschen Hilfe anbieten und warmes Essen und Kleidung zur Verfügung stellen. Für Kornelia Busweiler war es während ihrer Obdachlosigkeit ein wichtiger Ankerplatz. Obwohl sie ihrem Leben – mit sozialdiakonischer Unterstützung und aus eigener Kraft – längst einen neuen Dreh gegeben hat und über eine eigene Wohnung verfügt, bezeichnet sie das WESER5 immer noch als ihr Zuhause. „Ich kann mir ein Leben ohne das nicht vorstellen“, sagte sie. Fast täglich ist sie da, eine geschätzte Gesprächspartnerin für viele obdachlose Menschen, denen sie Mut machen will.
Willkommen – hier zählt der Mensch „Willkommen“ könnte über allen Türen diakonischer Einrichtungen stehen. Hier zählt der einzelne Mensch. Bei der ökumenischen Bahnhofsmission am Frankfurter Hauptbahnhof spricht man darum nicht von Klienten oder Kunden, sondern von Gästen, wie die Leiterin der Bahnhofsmission, Anja Wienand, sagte. Jedem Gast, ob Reisender, Flüchtling oder Obdachloser, wird kostenlos Tee oder Kaffee angeboten. So kommt man ins Gespräch. „Das sind 300 Tassen Kaffee am Tag. Wir freuen uns über jedes gespendete Pfund Kaffee“, meinte Wienand schmunzelnd. Welche gesellschaftliche Ausstrahlung das Miteinander in der Bahnhofsmission hat, wo sich Gäste und Gastgeber auf gleicher Augenhöhe begegnen, verdeutlichte sie am Beispiel eines Schülers, der zu einem Praktikum in die Bahnhofsmission gekommen war, nach eigener Aussage ohne große Erwartungen: „Ich werde nie mehr das Wort Penner in den Mund nehmen“, sagte der Schüler am Ende des Praktikums.
Manchmal genügen eine Tasse Kaffee und Zuhören, um einem Menschen zu helfen. Manchmal braucht diakonisches Handeln aber einen langen Atem und viel Geduld, wie Inga Störkel vom Zentrum für Frauen den Gästen des Abends verdeutlichte. Rund zwei Jahre dauerte es bei einer, wie sich später herausstellte, hochbegabten obdachlosen Frau, ehe sie sich auf das Angebot „Lilith – Wohnen für Frauen“ einlassen konnte. „Lilith“ wendet sich an Frauen in prekären Lebenslagen, wohnungslos und mit einem besonderen Unterstützungsbedarf. Erste, dann immer wieder Besuche im Tagestreff, Notübernachtungen im Winter, viele Gespräche und jetzt: „Lilith“. Hilfe und Beistand lassen sich nicht übers Knie brechen, schon gar nicht gegen den Willen der Menschen. Auch das ist ein Standard diakonischen Handelns.
Prävention, damit Menschen nicht in Not geraten Diakonie leistet oft und gern Hilfe in Not. Aber die Arbeit besteht auch aus Präventionsmaßnahmen, damit Menschen erst gar nicht in Nöte geraten, wie Anja Frank-Ruschitzka, Bereichsleiterin Beratung, sagte. Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie schnell etwa Jugendliche in Abhängigkeit geraten können, wenn sie sich unkontrolliert Computerspielen hingeben, angefeuert von der Industrie, die gegen Bares ständig neue Pakete zur Erweiterung der Spielmöglichkeiten bereitstellt. Damit es erst gar nicht zur Sucht kommt, gehen die Berater:innen in Schulen, sprechen mit Jugendlichen und bieten Selbsttests an, mit denen die Heranwachsenden ihr eigenes Spielverhalten – noch Lust oder schon Sucht? – überprüfen können.
Beim Dankeschön-Abend konnten die Gäste bewegende Einblicke in diese und andere Arbeitsfelder des Evangelischen Regionalverbands und ihrer Mitarbeiter:innen gewinnen. Für einen Gesamtüberblick reicht aber ein Abend nicht aus. In Frankfurt und Offenbach gibt es rund 300 Einrichtungen, wie Diakoniepfarrer Markus Eisele ausführte. All das kostet Geld. Persönlich Hilfe zu leisten wie der barmherzige Samariter im Gleichnis Jesu sei das Eine, mit seinem Geld für Hilfe zu sorgen sei das Andere, wie derselbe Samariter zeige, als er den Hilfsbedürftigen gegen Geld der Pflege eines Gastwirtes anvertraut, führte Stadtdekan Holger Kamlah aus.
„Nur dank Ihnen“ Yvonne Opaterny, im Evangelischen Regionalverband für Fundraising zuständig und Moderatorin des Dankabends, formulierte es so: „Indem Sie uns spenden, indem Sie mit Ihrer Stiftung Projekte fördern, mit Ihrem Unternehmen Sachspenden sammeln oder mit Ihrem Team einen Social Day bei uns umsetzen, tragen Sie mit dazu bei, dass wir all das für Menschen tun können.“ Und mit Blick auf das Gelb der Sonnenblumen, die auf allen Tischen standen, sagte sie den Gästen und allen Spender.innen und Unterstützer:innen der Diakonie: „Das strahlende Gelb steht für das Licht und die Zuversicht, die wir weitertragen möchten. Und das können wir an vielen Stellen nur DANK IHNEN.“