image Foto: Peter Weidemann

„Hoffnung geben im Leid. Notfallseelsorger Oliver Horn.

Hoffnung geben im Leid

Oliver Horn engagiert sich ehrenamtlich bei der Notfallseelsorge Frankfurt 

Zerknüllte Einmal-Handschuhe liegen auf dem Boden. Rettungsdienste und Kriminal-Dauerdienst sind gerade dabei, die Wohnung zu verlassen. Angehörige bleiben völlig aufgelöst zurück, weil ihnen die Zeit fehlte, sich von einem Verstorbenen zu verabschieden. Solche Situationen hat er schon erlebt, erzählt Oliver Horn. Der 52-jährige Frankfurter ist seit 2023 im ehrenamtlichen Einsatz für die Notfallseelsorge der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Er gehört zu einem 30-köpfigen Team von Ehrenamtlichen, das von zwei Hauptamtlichen geleitet wird.

Die Angehörigen sind am Schutzlosesten
„Es ist so wichtig, dass wir für die Hinterbliebenen da sind“, sagt Horn. Und erzählt, wie zum Beispiel ein Angehöriger aus einer anderen Stadt anreiste, um sich von einem Verstorbenen zu verabschieden, und die Einsatzkräfte mit dem Abtransport des Verstorbenen nicht bis zu seinem Eintreffen warten wollten. „Es ging um fünf Minuten, da habe ich verhandelt, und es hat geklappt.“ Die Angehörigen sind am schutzlosesten, „sie haben keine Barrieren mehr. Wir sind dann da und gewährleisten Schutz und sorgen für Ihre Stabilisierung.“ Oliver Horn kennt die Situation, sich alleingelassen und schutzlos zu fühlen, aus eigener Erfahrung. Als er 20 Jahre alt war, verstarb ein Mitbewohner durch Suizid: „Ich stand da mit meinem Leid, es war schrecklich, alleine zu sein als die Polizei weg war.“
Sein ganzes Leben lang engagierte sich der Mann, der Psychologie studierte, in der Krisenberatung und in der sozialen Arbeit. Als ein Freund ihm von seinen Einsätzen bei der Notfallseelsorge und dem tollen Team dort erzählte, fühlte er sich aber noch nicht bereit. Erst nachdem er den plötzlichen Tod seiner Mutter erlebt und seinen Vater bis zu dessen Tod gepflegt hatte, spürte er: „Ich habe vieles gut gemeistert und nun die Zeit und Energie für dieses Ehrenamt.“

Die eigene Einstellung zum Leben
2022 durchlief Oliver Horn die Ausbildung bei der Notfallseelsorge Frankfurt. „Sie ist anspruchsvoll, zeitintensiv und eine sehr gute Vorbereitung. Es geht darin um Theorie, aber auch grundsätzlich um die eigene Einstellung zum Leben und zu Schicksalsschlägen.“ Als „sehr herausfordernd“ empfand es der Frankfurter damals, dass es hieß, die Ehrenamtlichen der Notfallseelsorge könnten auch Hoffnung vermitteln. „Zuerst konnte ich mir das nicht vorstellen.“ Aber dann erlebte Oliver Horn, wie es ihm in manchen Einsätzen dann doch gelang, „Hoffnung zu geben in dem ganzen Leid.“ Hilfreich ist außerdem, dass die Ehrenamtlichen der Notfallseelsorge die Abläufe von Einsätzen der Rettungskräfte und Polizei kennen, so können sie Angehörige informieren und ein Stück weit beruhigen.

So viel Menschenliebe
In ihrer 25-jährigen Geschichte hat die Notfallseelsorge Frankfurt noch nie jemanden im Stich gelassen. Im Jubiläumsjahr sucht sie weitere Ehrenamtliche. „Unser Team ist sehr gemischt, es sind auch ganz junge Leute dabei, wenn wir miteinander sprechen, in Teamsitzungen oder bei Supervisionen, ist das super. Da ist so viel Menschenliebe dabei…“, sagt Oliver Horn. Die Notfallseelsorge nennt er „mein Lieblingsehrenamt“. Was er daraus mitnimmt? „Das gute Leben zu feiern, denn es ist ein großer Schatz.“ Auch der Umgang mit Freunden und Familie erhält ein anderes Gewicht: „Ich werde wertschätzender, dankbarer, demütiger.“ Und was trägt ihn durch die Einsätze? „Die Liebe, die sich da auf einmal zeigt zwischen den Angehörigen.“

In ihrem 25. Jahr sucht die Notfallseelsorge Frankfurt weitere Ehrenamtliche.
Kontakt bitte per E-Mail an:
notfallseelsorge@diakonie-frankfurt-offenbach.de


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