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„Hoffnung am Telefon – Ein offenes Ohr für Menschen im Dunkeln“

Die Evangelische TelefonSeelsorge hört zu, 24 Stunden am Tag, kostenlos und vertraulich

Manchmal ist der Griff zum Telefonhörer buchstäblich die letzte Rettung. Es ist ein schmales Zeitfenster, in dem Menschen, die sich nah am Suizid bewegen, noch hin- und hergerissen sind. Wer seine Entscheidung zum Suizid getroffen hat, „bewegt sich in einem Tunnel und kann weder die Folgen für seine Familie oder die S-Bahnfahrerin bedenken.“ Pfarrerin Bettina Tarmann, die Leiterin der Evangelischen TelefonSeelsorge Frankfurt am Main, weiß: „Es gibt Menschen, die so im Dunkel sind, dass es für sie ganz schwer ist, Licht zu erahnen.“ Einfache Antworten gibt die TelefonSeelsorge nicht, „wir halten das Dunkel mit aus“, sagt Tarmann. Aber sie formuliert Anrufenden gegenüber auch behutsam Hoffnung, zum Beispiel, was für eine Stärke und Kraft es bedeutet, in tiefer Krise oder mit Suizidabsicht dennoch bei der TelefonSeelsorge anzurufen, wie ein Hinwenden zum letzten Anker, der noch gesetzt werden kann. Tarmann erinnert an den 23. Psalm, „…und ob ich auch wanderte im finstern‘ Tal…“ und nennt als gemeinsame Haltung, die alle 89 Ehrenamtliche der TelefonSeelsorge Frankfurt vereint: „In jeder Ratsuchenden sehen wir das geliebte Geschöpf Gottes, wir begegnen jedem mit Wertschätzung.“

Pfarrerin Bettina Tarmann leitet die TelefonSeelsorge Frankfurt am Main. Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Mit Spenden die Arbeit der Ehrenamtlichen unterstützen
Die TelefonSeelsorge Frankfurt ist da: Rund um die Uhr, kostenlos, vertraulich. Nur manchmal ist kein Durchkommen, zu viele wählen die Nummer, von der sie Hilfe erhoffen. „Das ist ein Dilemma“, sagt Bettina Tarmann, „wir versuchen auf allen Ebenen, unsere Erreichbarkeit zu erhöhen, gerade für akut Suizidgefährdete und für Menschen in akuten Krisen.“ Spenden sind wichtig, um weitere Telefonleitungen freizuschalten, mehr Laptops für die vor allem von jungen Menschen genutzte Online- Seelsorge anzuschaffen, und Fortbildungen für die TelefonSeelsorger:innen auskömmlich zu finanzieren. Die Evangelische TelefonSeelsorge Frankfurt steht im Zentrum der Frühjahrskampagne „Herzschlag der Hoffnung“ des Evangelischen Regionalverbandes und der Diakonie Frankfurt und Offenbach.
 
13.000 Seelsorgegespräche im Jahr
Rund 13.000 Seelsorgegespräche führten die rund 90 sorgfältig ausgebildeten Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr am Telefon. Die Lebenssituation derjenigen, die die Nummer der TelefonSeelsorge Frankfurt wählen, ist sehr unterschiedlich. „Manche berichten von Problemen in ihrem Leben, die schon länger andauern, andere befinden sich in einer akuten Krise.“ Tarmann betont: „Wir arbeiten seelsorgerlich, nicht therapeutisch.“ Die Gespräche sind auf einen einmaligen Kontakt hin angelegt, während des Telefonats soll Vertrauen und ein Raum für eine Begegnung entstehen. Den Seelsorger:Innen ist dabei durchaus bewusst, dass die Anrufenden jederzeit auflegen können. Und zum Teil „ist es nicht so einfach für sie, nicht zu wissen, wie es für die Anrufenden danach weitergeht.“
 
Neuer Ausbildungsjahrgang startet im Sommer
Neben der mehrmonatigen Ausbildung in der Gruppe – in der es um Gesprächsführung und Zuhören, erkennen eigener Grenzen und vieles mehr geht – gibt es Supervision, Fortbildungen und einen 24-stündigen Hintergrunddienst der beiden Hauptamtlichen, falls Telefonate sehr belastend waren. Nach den Sommerferien startet ein neuer Ausbildungsjahrgang, Interessierte können sich noch bis Juni bewerben, per E-Mail an ehrenamt@evtsffm.de.
Bettina Tarmann sagt, dass die ehrenamtlichen Telefonseelsorger:innen im Schnitt acht Jahre dabei bleiben –  „trotz schwerer trauriger schmerzlicher fremder Lebenswelten, die ihnen begegnen, empfinden sie ihren Dienst als sehr bereichernd, sie sind sehr dankbar, denn sie erhalten Einblicke ins Leben, die sie in ihrem Alltag niemals bekommen hätten.“
 
Der besondere Moment des Licht Reintragens
Die Pfarrerin ist seit bald zwölf Jahren in der Leitung der TelefonSeelsorge Frankfurt. Auch sie fühlt sich beschenkt durch die Arbeit: „Menschen, die im Dunklen sitzen, werden in der Gesellschaft oft nicht gehört und gesehen, sie haben hier einen Raum.“ Und es kommt ihr das Bild der Osterkerze in den Sinn, „die Menschen sitzen in der dunklen Kirche, aber sie haben eine leise Ahnung, dass das Licht kommen wird. Es ist noch nicht sichtbar, aber trotzdem da. Wenn dann die Osterkerze hereingetragen wird, ist das ein besonderer Moment. Wenn solche Momente der Hoffnung in unseren Gesprächen aufblitzen, dann ist das ein Geschenk – für die Ratsuchenden und für die Ehrenamtlichen.“

Rund um die Uhr, kostenfrei und anonym – die Hotline der Telefonseelsorge: 0 800 / 111 0 111
Beratung per Chat und E-Mail
Für den geschützten Austausch können sich Ratsuchende mit einer Mailadresse und einem Benutzernamen unter online.telefonseelsorge.de registrieren.  Auch diese Beratung ist anonym.
Nähere Informationen finden Sie hier. 

Spendenkonto:
Evangelischer Regionalverband Frankfurt und Offenbach
IBAN: DE11520604100104000200
Verwendungszweck: „Spende Hoffnung 25p“


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