Rainer H. kommt gerne zum Bunten Kochtopf und fasst hier neue Hoffnung
Die Luft riecht frisch und erdig in der Frankfurter Nordweststadt. Vom Schulzentrum fliegen Kinderstimmen über den Praunheimer Weg. Am Ende des Wendehammers vor dem Tassilo-Sittmann-Haus türmt sich das Laub. In der Cafeteria im Erdgeschoss des Hauses sind schon fast alle Tische besetzt. Es ist Donnerstagmittag, Zeit für den Bunten Kochtopf. Drinnen duftet es nach Essen und die Gäste unterhalten sich miteinander – über die hohen Preise für Wohnungen, den Nutzen einer Ausbildung und über Politik. Die 26-Jährige diskutiert intensiv mit der 85-Jährigen. An einem Zweiertisch, direkt neben dem Eingang, sitzt Rainer H., unterhält sich angeregt mit einer Dame, löffelt leckeres Crumble mit gemischten Früchten, frisch aus dem Ofen.
Wärme und Freude – nur 100 Meter entfernt Vor etwa einem Jahr wurde der 73-Jährige auf den Bunten Kochtopf aufmerksam. „Ich wohne nur 100 Meter entfernt, aber ich kannte es nicht.“ Durch einen Zettel im Briefkasten oder ein Plakat erfuhr er von dem Mittagstisch für alle in der Nordweststadt. Das Quartiersmanagement der Diakonie Frankfurt und Offenbach initiierte den Bunten Kochtopf zusammen mit vielen Kooperationspartnern und mit engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen. Jeder zahlt, was er kann, die Diakonie-Stiftung unterstützt das Projekt mit dem Motto: Gemeinsam statt einsam. „Wenn ich in Frankfurt bin, komme ich her“, sagt Rainer H.
Herzschlag der Hoffnung Der Mann mit den blauen Augen ist eines der Gesichter der diesjährigen Kampagne „Herzschlag der Hoffnung“ des Evangelischen Regionalverbandes und der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Die Kampagne sammelt Geld für Menschen, die wohnungslos sind oder viel zuhause alleine sind oder nicht genug Einkommen haben, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Der Herzschlag der Hoffnung ermöglicht ihnen Momente, in denen sie anderen begegnen, und es ihnen warm ums Herz wird.
Hunderte Computer zusammengebaut und an Schulen in Ungarn verschenkt Rainer H. nimmt einen Schluck Kaffee. Der Mann mit den hellen Haaren erzählt gerne, vor allem über Begegnungen mit anderen. Von der Dame, die er beim Bunten Kochtopf kennenlernte und der er beim Umstellen ihres Fernsehempfangs auf DVBT half. „Zufallskontakte“ nennt er solche Begegnungen und erzählt, dass er sich auskennt mit Computern, weil er früher „mehrere 100 selbst gebaut hat“: Auf dem Sperrmüll suchte er die nutzbaren Teile heraus, konstruierte daraus neue PCs und verschenkte sie an eine ungarische Schule, „die schrieben damals noch mit der Schreibmaschine“.
„Gemeinsam statt einsam“ lautet das Motto beim Bunten Kochtopf in der Nordweststadt. Foto: Viet Goy Le
Die Vereinsgaststätte, wo viele Rentner zu Mittag aßen, hat zugemacht Was ihm in der Nordweststadt fehlt? Treffpunkte, um Leute kennenzulernen. „Früher gab es einen Mittagstisch in einer Vereinsgaststätte, da trafen sich viele Rentner zum Mittagessen, aber die hat zugemacht.“ In dem achtgeschossigen Haus, in dem er wohnt, bleiben die Bewohner:innen unter sich „in ihrer Bubble“, sagt H., es gibt keinen nachbarschaftlichen Kontakt, nur selten mal ein kurzes Schwätzchen im Treppenhaus. Auch im NordWestZentrum beim Einkaufen grüßt man sich im Vorbeigehen, aber bleibt nicht beieinanderstehen. Jetzt, im Bunten Kochtopf, lernt der 73-Jährige „Leute aus dem Stadtteil“ kennen, und nun trifft er auch Menschen, mit denen er beim Mittagessen zusammensaß, auf der Straße wieder. Dabei hilft ihm ein Talent, von dem er ganz zum Schluss des Gespräches berichtet: „Ich kann andere Menschen einschätzen, innerhalb von Sekunden.“
Ein Stück Geborgenheit und Hoffnung schenken wie beim Mittagstisch „Bunter Kochtopf“: Darauf zielt die Spenden-Aktion „Herzschlag der Hoffnung“ vom Evangelischem Regionalverband Frankfurt und Offenbach. Mehr erfahren Sie hier