Henning Funk ist der neue Leiter des WESER5 Diakoniezentrums im Frankfurter Bahnhofsviertel
Henning Funk zögerte nicht lange als er von der Stellenausschreibung für die Leitung des WESER5 Diakoniezentrums im Frankfurter Bahnhofsviertel erfuhr. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des 45-Jährigen als er weitererzählt, warum er sich in der großen Einrichtung für Wohnungslose der Diakonie Frankfurt und Offenbach bewarb: „Ich habe mich da reingefühlt, und es kam mir vor wie Heimkommen“.
Das Bahnhofsviertel als Arbeitsort ist Henning Funk vertraut. Nach dem Studium der Sozialen Arbeit in Darmstadt, dem Anerkennungsjahr bei der Bahnhofsmission in Berlin und dem Master über sozialraumorientierte Arbeit mit Wohnungslosen startete der Diplom Sozialpädagoge 2011 in der Teestube „Jona“ im Bahnhofsviertel. Dort baute er im Tagestreff mit wohnungslosen Klienten eine Radwerkstatt auf, organisierte Kochabende und übernahm bald die Leitung der „Teestube Jona“. Auch in der Projektgruppe Bahnhofsviertel arbeitete Funk schon damals mit, einige der Beschäftigten des WESER5 Diakoniezentrums kennt er noch aus dieser Zeit.
Im Winter wachsen die Probleme von Menschen auf der Straße Der Experte weiß: „Mit Wohnungslosen muss man schnell und flexibel arbeiten, die Problemlagen ändern sich unglaublich schnell.“ Was er damit meint? „Heute habe ich 50 Leute, morgen sind es 200 im Tagestreff. Und ich weiß nicht, ob es ein ruhiger Tag wird oder ob eine Situation eskaliert. “ Die Wohnungslosenarbeit „ist sehr unbürokratisch und flexibel in ihren Hilfen, das muss auch so sein.“ Beispielsweise wachsen die Probleme von Menschen auf der Straße in den Wintermonaten, sagt Funk, hält kurz inne und ergänzt: „Obwohl, die Sommer mit 32 Grad sind für Menschen ohne Wohnung auch nicht angenehm.“
Manche haben einen Uniabschluss Auch in seinen Leitungsfunktionen beim Frankfurter Verein und bei der Stiftung Lebensräume in Offenbach ließ die Arbeit mit wohnungslosen Menschen Henning Funk nie los, „denn es sind unglaublich vielfältige und unterschiedliche Menschen. Alte und Junge, Frauen und Männer, manche haben einen Uniabschluss, andere können nicht lesen und nicht schreiben. Manche sind sehr umgänglich, andere sind eher herausfordernd. Es gibt Wohnungslose, die lesen drei Tageszeitungen und diskutieren politisch.“ In der Regel, sagt Funk, „sind sie gar nicht so anders, sie sind ein Abbild der Gesellschaft“. Er sucht einen menschlichen Zugang auf Augenhöhe, „man muss nur das richtige gemeinsame Thema finden, dann klappt ein Zugang eigentlich immer“.
Im Bahnhofsviertel braucht jeder Verständnis für den anderen Und was möchte er umsetzen? „Im sehr bunten, sehr schnelllebigen Bahnhofsviertel kommt man auf sehr kleinem Raum irgendwie miteinander klar“, beobachtet Henning Funk. „Jeder hat ein berechtigtes Interesse hier zu sein sowohl die Anwohner und Gewerbetreibenden als auch die wohnungslosen Menschen und die Drogenkonsumierenden, jeder braucht Verständnis für den anderen“. Die Balance zu finden, auch mit der Polizei, Schulen und Vereinen ist „komplex und spannend, aber nicht unmöglich.“ Funk ist überzeugt: „Es ist ein Teil der Arbeit der Leitung von WESER5 für das Viertel, dafür zu sorgen, dass wir im Dialog bleiben, wir vertreten die Interessen unserer Klientinnen und Klienten und wägen auch andere Interessen ab, es gilt, Kompromisse zu finden – wie immer im Leben.“ Beim Sport, handwerklicher Arbeit und mit seinem Hund Emil sucht Funk den Ausgleich zum Beruf. „Handfeste einfache Dinge, bei denen man den Erfolg sieht und spürt“. Bei der Arbeit sind die kurzfristigen Erfolge eher selten, Geduld und ein langer Atem sind gefragt. Henning Funk folgt auf Katrin Wilhelm, die das WESER5 Diakoniezentrum von Juni 2022 bis zum Oktober 2024 leitete.
Das WESER5 Diakoniezentrum Vielfältige Unterstützungsangebote für wohnungs- und obdachlose Menschen unter einem Dach – das ist das Konzept des WESER5 Diakoniezentrums an der Weserstraße/Ecke Gutleutstraße mitten im Frankfurter Bahnhofsviertel. Tagestreff und Sozialberatung, Kleiderkammer, Übergangswohnhaus und Notübernachtung, Straßensozialarbeit in der Stadt und am Flughafen, das Projekt „Manush – Arbeit mit marginalisierten Gruppen“ sowie die Multinationale Informations- und Anlaufstelle für neu zugewanderte EU-Bürger:innen (MIA) gemeinsam mit dem Caritasverband Frankfurt e. V. gehören zum WESER5 Diakoniezentrum. Dort reicht die Hilfekette von schneller, unbürokratischer Hilfe für Menschen in akuten Notsituationen wie Getränken und Schlafsäcken, über die soziale Beratung bis hin zum Wohnen in Apartments und der Entwicklung neuer Lebensperspektiven. Ziel ist es, Menschen zu fördern und zu stärken, damit sie wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Kontakt: Telefon 069 27 13 58-0 und E-Mail: empfang.weser5@diakonie-frankfurt-offenbach.de