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Erinnerung an die Hauptsynagoge im Durchgang zwischen Kurt-Schumacher-Straße und An der Staufenmauer. Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Ein Ort der Erinnerung

Die Neugestaltung der Passage an der ehemaligen Hauptsynagoge in Frankfurt

Mitte Juli 2024 wurde die Passage zwischen der Kurt-Schumacher-Straße und der Straße An der Staufenmauer in Frankfurt in neuem Glanz enthüllt. An diesem historischen Ort, wo einst die prachtvolle Hauptsynagoge des jüdischen Ghettos stand, erzählt eine neue Ausstellung von 500 Jahren jüdischer Geschichte und Kultur. Diese Neugestaltung ist Teil eines größeren Projekts, das jüdisches Leben in Frankfurt sichtbar und erlebbar macht.

Vielleicht haben Sie damals die Spuren gesehen: Zwei schmale rote Klebestreifen, die direkt vor der Kurt-Schumacher-Straße 31 quer über den Gehsteig liefen und hinaus auf die Straße. Die roten Streifen waren im April 2023 Teil von „Mapping Memories“, einem Festival, das die Frankfurter Judengasse und ihren Verlauf im öffentlichen Raum sichtbar machen wollte. Die roten Streifen markierten eine Woche lang im Stadtbild den Verlauf der Judengasse und damit einen Teil von Europas ältestem jüdischen Ghetto.

Ein gutes Jahr später, Mitte Juli, stehen Menschen im Durchgang zwischen Kurt-Schumacher-Straße und An der Staufenmauer. Wo früher viel Sperrmüll und Abfall lag, zeigen jetzt großformatige schwarz-weiß Fotos und Texttafeln, das dort früher die prachtvolle große Hauptsynagoge im jüdischen Ghetto stand. Wer nachliest, erfährt, dass sie 1860 eingeweiht wurde und den Geist der jüdischen Reformbewegung widerspiegelte.

Jüdisches Leben in Frankfurt zeigen
Während der Eröffnung der neugestalteten, ganz in Blau gehaltenen Passage gab Professor Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt, ein Versprechen: „Wir möchten beginnen, mit diesem Ort und dem jüdischen Leben hier anders umzugehen.“ Damals, beim Wiederaufbau des nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Frankfurts, sei das „ignoriert“ worden, der Verkehr stand damals im Vordergrund, die Kurt-Schumacher-Straße wurde auf Teilen des ehemaligen jüdischen Ghettos gebaut und „die Geschichte ausgeblendet“. Nun gelte es, herauszuarbeiten, „welche Bedeutung der Ort für die Stadtentwicklung und für das jüdische Leben in Frankfurt hat.“   

Ein Leben in Mauern
„Heute beginnt hier das Erzählen der Geschichte dieses Raumes, ich hoffe, dies ist der Anfang für das, was kommt, nämlich viel mehr“, sagte auch Marc Grünbaum von der jüdischen Gemeinde Frankfurt bei der Eröffnung. Er erinnerte daran, dass der Ort, an dem die ehemalige Hauptsynagoge an der Judengasse stand, „für 500 Jahre jüdische Geschichte steht, ein Leben in Mauern, abgegrenzt von der Stadtgesellschaft, zu den christlichen Festen wurden die Zugänge geschlossen.“ Eine Geschichte „jüdischen Lebens und Leidens“.
Der Verlauf der Judengasse, die in ihrem nördlichen Teil dem leicht gekrümmten Verlauf der Straße An der Staufenmauer entspricht, ist weithin sichtbar an die Wand des Bürogebäudes gemalt, das an die Passage grenzt. „Die Geschichte ist die Biografie der Menschheit“, steht dort zu lesen, ein Zitat von Ludwig Börne.

Gebäude der Diakonie liegt in der ehemaligen Judengasse
Mitten im Verlauf der ehemaligen Judengasse liegt auch das von der Diakonie Frankfurt und Offenbach gemietete Gebäude an der Kurt-Schumacher-Straße 31. Auch die Diakonie ist sich dessen bewusst: „Ich finde die Gestaltung der Passage großartig. Es ist so wichtig, dass wir die Erinnerung an die jüdische Geschichte in Frankfurt wachhalten. Auch unser „Haus der Diakonie“ an der Kurt-Schumacher-Straße 31 steht dort, wo früher die Judengasse war. Wir überlegen deswegen derzeit, wie wir das deutlich machen können,“ sagt Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbbandes Frankfurt und Offenbach.


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