Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Frankfurt und Offenbach
WESER5 Diakoniezentrum
Hannah – Wohnen für Frauen
Lilith – Wohnen für Frauen
17-Ost Tagestreff für Frauen
Sozialdienst Wohnen und Betreuen
Sozialdienst Offenbach Wohnungsnotfallhilfe
Eleana wohnt mit ihrem Freund seit zwei Jahren in einer Gartenhütte in Frankfurt!
Ihr wirklicher Name ist schöner, als man ihn erfinden könnte. Ihr Lachen haut einen um. Eleana mit der grauen Wollmütze auf dem Kopf läuft schnell, spricht schnell, lacht gerne, zieht an ihrer Zigarette. Seit zwei Jahren wohnt sie mit ihrem Freund in einem Garten irgendwo in Frankfurt. Eine schwere Eisenkette schließt ihn ab, der Walnussbaum hat schon im September keine Nüsse mehr, Eleana wundert sich, wer sie wohl geerntet hat. Von einer Tanne fallen Zapfen auf die Planen, die ihr Zuhause vor Regen und Kälte schützen sollen. In der Holzkonstruktion über dem Bett brüten Spatzen, sie sind laut und das Holz ist feucht. „Wenn es draußen regnet, regnet es hier drinnen auch“, sagt Elena. Abends stapelt sie Fahrräder vor den Eingang, damit keiner reinkommt. Drinnen brennt auch tagsüber eine rote und eine weiße Kerze, ein bisschen Licht im Halbdunkel. Ein zweiflammiger Gaskocher neben der Matratze sorgt für etwas Wärme, aber im Winter wird es auch nach mehreren Stunden maximal 16 Grad in der halboffenen Hütte aus Brettern und Planen. Auf einem Schemel weicht gerade ein glänzender Topf mit Spülwasser ein.
Wasser holen auf dem Friedhof Wasser holt die 46-Jährige mit einem Handwagen. Er ist angekettet, denn er sichert die Versorgung aus dem Brunnen am Friedhof. 20 Liter reichen für drei Tage. Im Winter, wenn die Friedhöfe das Wasser abdrehen, kauft sie Flaschen, 1,40 Euro für fünf Liter. Zehn Euro kostet es, die Gasflasche aufzufüllen, im Winter muss das alle drei Tage sein. Eleana öffnet einen Holzschrank. Drin liegt etwas Brot, Frischkäse, Zwiebeln, Kartoffeln. Mit einer Taschenlampe leuchtet sie das aufgeweichte Holz an und den Vorrat an Gasflaschen.
Den versprochenen Job gab es gar nicht In Rumänien arbeitete die lebhafte Frau zwölf Jahre lang bei einem Sicherheitsdienst. Sozialhelfer Qutaiba Al Jendi ist mitgekommen, um zu übersetzen. Seit Jahren berät er Eleana im WESER 5 Diakoniezentrum. Er sieht sich staunend um, wie und wo sie wohnt hat er vorher nicht gewusst. In Rumänien jobbte Eleana in Restaurants, „aber dann hat Mama das Haus verkauft“, erzählt sie und hustet, „ich hatte keinen Platz mehr, um zu leben.“ Al Jendi, der selbst 13 Jahre in Rumänien lebte, sagt, das Leben sei dort im Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten teuer. Eleana folgte einem Tipp von Landsleuten und ging zum Arbeiten nach England, allerdings war, als sie dort ankam, von einem Job keine Rede mehr, und so ging sie 2015 nach Deutschland: „Es war eine Möglichkeit zu leben.“
Kaffee kochen und pünktlich losgehen Morgens um 3.30 Uhr klingelt der Wecker. Eleana steht auf, wäscht sich, kocht Kaffee, verschließt pünktlich um 4.45 Uhr das Gartentor mit der Eisenkette und geht los. Die graue Mütze schützend über den Ohren, den Einkaufstrolley neben sich herziehend – „mein Mercedes“, sagt sie und lacht. Angst hat sie keine, je früher sie dran ist, desto mehr Chancen gibt es, Pfand zu finden. Wenn der Trolley ganz voll mit Flaschen und Dosen ist, kann sie sechs bis sieben Euro Pfand einlösen. An guten Tagen findet sie auf ihren langen Wegen durch die Stadt für 15 Euro Pfand, an schlechten nimmt sie fünf Euro ein. Gegen 13 Uhr kommt sie zurück, kocht, trifft Freunde, ruht sich aus. Sonntags schläft sie länger, „Sonntag ist Ruhetag“.
Hilfe im WESER5 Diakoniezentrum Zwei Mal in der Woche, geht Eleana auf ihrer Runde ins Bahnhofsviertel zum WESER5 Diakoniezentrum. „Im Tagestreff habe ich immer die Hilfe gekriegt, die ich brauche,“ sagt sie und lacht tief. Dort duscht sie, bewahrt Sachen in einem Schließfach auf, isst zu Mittag, zieht frische Kleidung an, holt ihre Post, geht in die Sozialberatung. Ist das Leben hier wirklich besser als in Rumänien? „Ja, hier kann ich überleben mit dem Geld, was ich verdiene, auch ohne Wohnung. In Rumänien kann man nicht überleben ohne Wohnung.“ Eleana spricht viel mit den Händen, plötzlich geht sie ein bisschen in die Knie, um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen und richtet sich dann voll auf: „Mein großer Wunsch ist es, nach Rumänien zu reisen, dort alle Papiere in Ordnung zu bringen, und dann in Frankfurt einen Job zu finden und eine Wohnung, in der ich dann jeden Tag duschen kann, duschen, duschen, duschen.“
Bürokratische Hürden Ihr Personalausweis ist abgelaufen, neue Papiere zu beschaffen kostet Zeit und Geld. Da ist ein Dokument vom rumänischen Konsulat in Bonn nötig, um überhaupt nach Rumänien einreisen zu können. „In Rumänien dauert es dann eine Woche, sie braucht für die Zeit ein Hotel, muss zudem die Reise bezahlen, das ist ganz schwierig“, sagt Sozialhelfer Al Jendi. Eleana gibt trotz der Hindernisse nicht auf, sie ist fest entschlossen, ihren Plan umzusetzen. Aber jetzt kommt der Winter und die feuchte zugige Gartenhütte ist für die gesundheitlich stark angeschlagene Frau keine geeignete Bleibe mehr. Für den Winter suchen Eleana und ihr Freund einen Platz zum Schlafen in einem richtigen Haus, dann hätte sie auch eine Meldeadresse, was den Kontakt zum Konsulat erleichtern würde.
Eleana zeigt stolz die große Porzellanvase mit Goldrand, die gleich vor dem Eingang zu ihrer Hütte im Gras steht, im Sommer wie im Winter. Viele wollten sie gerne haben, aber Eleana gibt sie nicht her. Sie stand schon da, als sie und ihr Freund einzogen. Das Gartengrundstück hatten sie von anderen Rumänen gegen eine Abschlagszahlung erhalten. Die Besitzerin sei schon seit Jahren nicht mehr gekommen, erfuhr Eleana, aber sie sorgt sich, dass das Grundstück verkauft werden könnte.
Die Wertsachen im Schlaf umklammern Die ersten drei Jahre in Frankfurt hatten sie und ihr Freund unter einer Brücke am Mainufer geschlafen. Eleana erzählt, dass sie selbst im verschlossenen Schlafsack ihre Wertsachen fest umklammert hielt: „Es ist gefährlich auf der Straße“. Einmal als sie aufwachte, stand ein Mann neben ihr und starrte sie böse an. Da ist der Garten schon besser, wo im April der Flieder blüht und die Tulpen, „im Frühling ist es ein gutes Gefühl“, sagt Eleana. Aber jetzt, wenn der Regen und die Kälte kommen, muss sie ausziehen: „Ich wünsche mir ein Zimmer zum Abschließen mit Wänden aus Stein.“