image Foto: Peter Weidemann

Notfallseelsorgerin Helena Malsy engagiert sich ehrenamtlich in der Notfallseelsorge Frankfurt.

Den Code Nächstenliebe verstehen Menschen sofort

Notfallseelsorgerin: Helena Malsy engagiert sich ehrenamtlich in der Notfallseelsorge Frankfurt am Main

Für Helena Malsy liegt der ehrenamtliche Einsatz bei der Notfallseelsorge nah. Mit 43 Jahren entschied sie sich zum Theologiestudium, um Pfarrerin zu werden. „Im Vikariat bekommt man eine Grundausbildung in der Notfallseelsorge“, erzählt Malsy. Als Pfarrerin tritt sie allerdings während ihrer Einsätze gar nicht auf: „Ich gehe als Mensch, der Nächstenliebe übt, in den Einsatz.“ Die Menschen, zu denen sie kommt, weil zum Beispiel unerwartet jemand starb, „wissen nicht, dass ich Pfarrerin bin.“ Für Malsy bedeutet der biblische Auftrag sowieso nicht nur „als Evangelische zu Evangelischen zu gehen, sondern auch dorthin, wo ich zufällig hingeworfen werde.“

Natürlich können das auch muslimische oder atheistische Familien sein. „Den Code Nächstenliebe verstehen Menschen sofort.“ Die zwei Mal 24- Stunden- Rufbereitschaft im Monat versteht die Pfarrerin als „Superergänzung zum Beruf.“ Mal passiert nichts während der Rufbereitschaft, „aber es kann auch sein, dass wir zu zwei Einsätzen gerufen werden“.

Während der Rufbereitschaft in der Notfallseelsorge arbeiten immer zwei Ehrenamtliche im Team und eine der beiden hauptamtlichen Kräfte leistet den sogenannten Hintergrunddienst. „Wir sprechen uns zum Beispiel ab, wer den Einsatz in der Nacht übernimmt und wer die auf die Nacht folgenden zwölf Stunden. War einer im Einsatz, übernimmt der andere den nächsten. „Manchmal werden wir auch zu zweit angefordert, wenn zum Beispiel viele Augenzeugen beteiligt sind. Dann klären wir ab, dass bei einem weiteren Einsatz der Hintergrunddienst übernimmt.“

An der Seite von jemandem zu sein, der das Schrecklichte erlebt hat
Was passiert während der Einsätze, die zwischen zwei und vier Stunden dauern können? „Mein Auftrag ist es, an der Seite von jemandem zu sein, der das Schrecklichste erlebt hat“, sagt Malsy. Es gilt, Präsenz zu zeigen, gemeinsam auszuhalten, was geschah. „Wir haben auch den Mut, zu schweigen und einfach die Hand von jemandem zu halten.“ Malsy sagt: „Traurig zu sein hat Recht auf einen Raum.“ Aber sie beobachtet auch, wie Menschen in schlimmen Lagen fähig sind, selbstwirksam zu sein. „Es sind die kleinsten Dinge, die sie raus aus der Erstarrung holen, zum Beispiel die Frage ’hätten Sie ein Glas Wasser für mich‘ oder der Entschluss, jemanden bei sich haben zu wollen: „Es ist großartig, wenn jemand den Hörer in die Hand nimmt und in Worte fasst, was passiert ist.“ Helena Malsy ist fasziniert davon, „wie Menschen das schaffen, ich gehe selbst gestärkt und berührt aus Einsätzen raus.“

Das Ehrenamt einfach ausprobieren
Was rät sie Menschen, die überlegen, das Ehrenamt in der Notfallseelsorge anzutreten? „Ausprobieren“, sagt sie. Denn es kann sein, dass jemand sich den Einsatz zutraut, aber das Erlebte ihm dann doch zu lange nahegeht. Andererseits gibt es Menschen, die glauben, sie könnten das nicht, und es klappt unerwartet gut.

Das Drumherum funktioniert
Die Ehrenamtlichen in der Notfallseelsorge Frankfurt, die bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach angesiedelt ist, werden gut ausgebildet, hospitieren zunächst bei Einsätzen und werden anschließend nach jedem ihrer Einsätze von Hauptamtlichen angerufen, damit sie über das Erlebte sprechen können.
Auch der Weg zum Einsatz ist gut geregelt: „Wir werden von der Polizei oder Feuerwehr alarmiert und dann auch abgeholt. Besonders nachts oder in der Rushhour ist dies sehr hilfreich“, sagt Malsy. Und: „Es ist alles sehr gut organisiert, wenn die Arbeit schwer ist, ist es umso wichtiger, dass das Drumherum funktioniert.“

Es kann jeden treffen
Die Gruppe der ehrenamtlichen Notfallseelsorger und Notfallseelsorgerinnen trifft sich alle zwei Monate. „Wir haben dann immer kleine Fortbildungen, aber auch das Treffen in der Gruppe stärkt.“ Helena Malsy hat den Eindruck, „dass die Resonanz in der Gesellschaft auf unsere Arbeit hoch ist: Es kann jeden treffen, das leuchtet den meisten ein.“

In ihrem 25. Jahr sucht die Notfallseelsorge Frankfurt weitere Ehrenamtliche.
Kontakt bitte per E-Mail an:
notfallseelsorge@diakonie-frankfurt-offenbach.de


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