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Nur drei Monate nach dem Trägerwechsel zur Diakonie Frankfurt und Offenbach besuchte Bürgermeisterin Sabine Groß am heutigen Freitag (28. Juni) das Stadtteilbüro Senefelderquartier in der Hermannstraße. Das Stadtteilbüro ist Anlaufstelle und Treffpunkt für die Menschen in der südlichen Innenstadt und im Senefelderquartier und arbeitet im Rahmen des Förderprogramms Sozialer Zusammenhalt.
Die Quartiersmanagerinnen Jessica Teschke und Katrin Weimann zeigten sich von den Anwohner:innen begeistert, die sich mit eigenen Ideen und tatkräftigem Engagement einbringen würden. „Die Menschen wollen was machen. Das ist sehr anregend und lebendig, wir kommen kaum hinterher“, berichtete Katrin Weimann, die mit ihrer Kollegin seit März in den hellen und freundlichen Räumen des Stadtteilbüros arbeitet.
Die Örtlichkeit wird gerne und oft von Gruppen und für Veranstaltungen genutzt. Als Beispiele nannten die Quartiersmanagerinnen auf Nachfrage von Bürgermeisterin Groß einen Malkurs für Kinder, Brettspielabende, den Gesprächskreis „Philosophie im Quartier“ und Treffen der Friedensinitiative Offenbach. Demnächst würden auch die Omas gegen Rechts hier zusammenkommen.
Die Bürgermeisterin zeigte sich besonders an den meist halbjährlich stattfindenden Runden Tischen interessiert. Dabei kommen Anwohner:innen, Vertreter:innen der Stadt, der Kirchengemeinden und anderer Institutionen zusammen, um Themen zu besprechen und Probleme anzugehen, die das Quartier betreffen. Sabine Groß kann sich vorstellen, selbst einmal daran teilzunehmen, wenn es beispielsweise um Fragen des Verkehrs im Viertel geht.
Stadtteilbüros helfen, dass Menschen zusammenkommen und sich vernetzen. Henrik Philipsen, der als Leiter des Arbeitsbereichs Sozialraumorientiertes Arbeiten bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach am Gespräch mit der Bürgermeisterin teilnahm, betonte die Bedeutung der Vernetzung auch für das Quartiersmanagement selbst. „Die Diakonie hat viele Einrichtungen in der Stadt, man kennt sich untereinander, kooperiert und kann sich so gegenseitig unterstützen“ sagte Philipsen. Das schaffe zudem kostensparende Synergieeffekte.
Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Quartieren in Offenbach sei positiv, ergänzte Jessica Teschke. Ein generelles Problem in der Stadt seien Einsamkeit und Isolation vieler Menschen. Gleichzeitig fehle es im Quartier an Räumen und Plätzen, wo Menschen zusammenkommen und Kinder sicher spielen können. „Das führt zu Konflikten, weil sich Anwohner zum Beispiel durch die Musik Jugendlicher gestört fühlen“, sagte Teschke. Auch das Fehlen öffentlicher Toiletten sei ein Problem.
Für den Sommer kündigten die Quartiermanagerinnen Jessica Teschke und Katrin Weimann ein Outdoor-Programm im Rolandpark an, wo übrigens künftig auch Sprechstunden der Quartiersmanagerinnen stattfinden werden, und am 30. August organisiert das Stadtteilbüro ein Stadtteilfest. Die beiden Frauen freuen sich, dass Bürgermeisterin Sabine Groß prüfen lassen will, ob am Stadtteilbüro ein Lastenfahrrad stationiert werden kann. Davon gibt es in Offenbach bisher sechs, die von der Stadt kostenlos verliehen werden. „Das würde unsere Transportprobleme lösen, die wir bei Veranstaltungen im Quartier haben.“ Sage keiner, im Quartier würde sich nichts bewegen.
Ab Juli gibt es immer dienstags gebündelte Angebote
Ab Juli 2024 gibt es im Tassilo-Sittmann-Haus, Gerhart-Hauptmann-Ring 398, immer dienstags einen Beratungstag mit vielen verschiedenen Angeboten. Das Quartiersmanagement Nordweststadt der Diakonie Frankfurt und Offenbach bietet den Beratungsdienstag zusammen mit vielen Kooperationspartnerinnen an. Die Sprechstunde der Stabsstelle Mieterschutz wird deshalb vom 2. Montag im Monat auf den 2. Dienstag im Monat verlegt, und findet erstmals am Dienstag, den 9. Juli, von 15-17 Uhr statt. Die Stabsstelle Mieterschutz ist ein Angebot des Amts für Wohnungswesen der Stadt Frankfurt am Main. Ssie berät und informiert Mieter:innen kostenlos und vertraulich bzgl. mietrechtlicher Angelegenheiten. Die allgemeine Sprechstunde des Sozialverbands VdK berät künftig an jedem 3. Dienstag im Monat zu sozialrechtlichen Fragen, erstmals am 16. Juli, jeweils von 16-18 Uhr. Eine Mitgliedschaft beim VdK ist für die Erstberatung nicht notwendig. An jedem Dienstag von 16-18 Uhr wird zudem wie bisher die allgemeine ehrenamtliche Sozialberatung und Formularhilfe in Kooperation mit der Nassauischen Heimstätte und dem Caritasverband Frankfurt e. V. fortgesetzt. Ausnahme: Im August findet aufgrund der Sommerferien keine Beratung statt. Zudem konnte das Quartiersmanagement das 14. Revier für das neue Beratungsnetzwerk gewinnen: Die Sprechstunde des Schutzmanns vor Ort wird erstmals am Dienstag, 2. Juli von 13-16 Uhr im Tassilo-Sittmann-Haus angeboten, und dann im wöchentlichen Rhythmus. Um das Angebot am „Beratungsdienstag“ abzurunden, lädt das Quartiersmanagement Nordweststadt Dienstag vormittags wie gehabt von 10-13 Uhr in seine offene Sprechstunde ein. Alle Beratungen und Sprechstunden sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.
Eine große Veränderung wird es donnerstags geben: Die Allgemeine ehrenamtlichen Sozialberatung und Formularhilfe, die jahrelang von Herrn Ali Karakale angeboten wurde, wird zum 30. Juni enden. Das Quartiersmanagement Nordweststadt dankt Ali Karakale herzlichst für sein langjähriges Engagement, seine Treue und seine vielfältige Unterstützung. Die niedrigschwellige Sozialberatung gab es 13 Jahre lang. Ali Karakale konnte in dieser Zeit zahlreichen Rat- und Hilfesuchenden helfen. „In den vergangenen 13 Jahren kamen Rat- und Hilfesuchende aus den unterschiedlichsten Ländern zur Sozialberatung. Sie ist für alle offen, die in der Nordweststadt wohnen und Rat und Hilfe suchen. Als Ehrenamtlicher und langjähriger Bewohner der Nordweststadt weiß ich: So bunt wie die Bevölkerung hier ist, so vielschichtig ist die Arbeit in der Sozialberatung. Es hat mir super viel Spaß gemacht, die Mitmenschen kennenzulernen und ihnen helfen zu können.“ Alle, die nun neugierig geworden sind und auch Interesse haben, anderen zu helfen, können sich gerne beim Quartiersmanagement Nordweststadt melden. Das Team der Sozialberatung freut sich auf weitere Unterstützung!
Weitere Informationen beim Quartiersmanagement Nordweststadt im Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschhaft, Janina Korb, Telefon: 0163 31 25 55 und E-Mail: nordweststadt@frankfurt-sozialestadt.de
An jedem Donnerstag treffen sich Bewohner:innen der Nordweststadt unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ zu einem kostenfreien warmen Mittagstisch
Der Bunte Kochtopf hat noch nicht geöffnet, aber in der Küche schmurgeln bereits Paprika auf zwei Blechen im Backofen und verbreiten einen köstlichen Duft. Fadoua El Madaghri und Fatma Aras haben die Schoten mit Rinderhack gefüllt. Dazu gibt es Gurkensalat und zum Nachtisch selbstgemachten Erdbeer-Joghurt mit frischen Früchten. Bis 12.30 Uhr müssen die beiden Köchinnen fertig sein, dann treffen die ersten Gäste ein. Um 14 Uhr schließt die Essensausgabe – so wie an jedem Donnerstag am Gerhart-Hauptmann-Ring 398 in Frankfurt.
Die knappen Öffnungszeiten lassen erkennen, dass es sich bei dieser Lokalität nicht um eine Kneipe handelt. Die wäre auch schnell in den Miesen, denn die Gäste des Bunten Kochtopfs zahlen für ihre Mahlzeit nichts, sie geben allenfalls eine Spende. Zum wöchentlichen warmen Mittagstisch sind Menschen in der Nordweststadt eingeladen, seien sie arm oder reich, jung oder alt. Ein Projekt des Quartiersmanagements, das in Trägerschaft der Diakonie Frankfurt und Offenbach betrieben wird. Fünf weitere Kooperationspartner wirken beim Bunten Kochtopf mit.
Das Essen ist fertig. Fadoua zieht die dampfenden Paprika aus dem Ofen. Fatma kocht Kaffee. Die Küche ist nur wenige Quadratmeter groß. Die beiden Köchinnen räumen daher nach jedem Arbeitsgang auf, spülen und reinigen die Flächen. Man könnte vom Boden essen. Doch serviert wird eine Etage tiefer, im Café des Tassilo-Sittmann-Hauses, dem Sozial- und Kulturzentrum der Nordweststadt. Hier befindet sich auch das Büro des Quartiersmanagements.
Köchin Fatma Aras kocht Kaffee. Foto: Peter Weidemann
Die Nordweststadt mit ihren über 7.000 Wohnungen wurde wegen der Wohnungsnot in den 1960ern innerhalb weniger Jahre komplett neu gebaut. „Das war damals ein großes Projekt und einzigartig in seiner Planung. Wer heute durch das Viertel läuft, staunt über die vergleichsweise lockere Bebauung und das viele Grün“, sagt Janina Korb, die Quartiersmanagerin der Nordweststadt. Mittlerweile leben hier viele Senioren und Alleinstehende. Den höchsten Anteil an der Wohnbevölkerung, etwa 70 Prozent, haben Menschen mit Migrationsgeschichte.
Da die Nordweststadt aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte über keine gewachsenen Strukturen verfügt und es außerdem an genügend Orten fehle, wo Menschen zusammenkommen können, seien Einsamkeit und Isolation ein großes Thema, sagt Korb. „Das Miteinander hier ergibt sich nicht von selbst, es muss gewollt sein und gefördert werden“, findet die Quartiersmanagerin. Im Bunten Kochtopf gehe es darum nicht nur um das Essen, unterstreicht sie und zitiert das Motto des Projekts: „Gemeinsam statt einsam.“
Susanne Fachinger hat Spaß an ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Foto: Peter Weidemann
12.20 Uhr. Die ersten Gäste finden sich ein, obwohl sie noch zehn Minuten bis zum Essen warten müssen. „Manche kommen auch schon um zwölf, um hier zu sitzen und sich zu unterhalten“, sagt Susanne Fachinger. Sie gehört zu den Ehrenamtlichen, die den Bunten Kochtopf am Laufen halten, und ist jeden Donnerstag dabei. Heute hilft auch Petra Bohrmann mit. Die 63-Jährige nimmt sich alle drei bis vier Wochen die Zeit, obwohl sie neben der Suche nach einer Arbeitsstelle noch einen pflegebedürftigen Sohn betreut. „Es ist immer schön zu kommen“, sagt sie, „man trifft dieselben Leute, lernt aber auch neue kennen.“
An den Plätzen für die Gäste liegt bereits Besteck, eingerollt in orange Servietten. Diese Aufgabe hatten Mokthar und Umniah erledigt, ehe sie zusammen mit Petra – im bunten Kochtopf duzt man sich im Team – Vasen mit weiß-rosa Nelken auf den Tisch gestellt haben. Die beiden jungen Leute besuchen die nahegelegene Integrierte Gesamtschule Ernst-Reuter II und wirken im Rahmen ihrer Berufsorientierung im Bildungsgang Geistige Entwicklung mit. Bei den Besucher:innen des Bunten Kochtopfs sind sie wegen ihres Eifers und ihrer freundlichen Art sehr beliebt.
Mokthar (rechts) und Umniah rollen Besteck in Servietten ein. Foto: Peter Weidemann
Jetzt helfen beide bei der Ausgabe des Essens, das das Team allen Gästen am Tisch serviert. „Man wird begrüßt und bedient, das ist so schön“, freut sich Rolf Schulze, der mit seiner Frau zum zweiten Mal gekommen ist. „Ein tolles Angebot, gerade für Leute, die es nicht so dicke haben. Da spendet man gerne“, sagt er. Seine Frau Karin Weichelt will beim Bunten Kochtopf ehrenamtlich einsteigen. „Eine Bekannte hat mir vom Bunten Kochtopf erzählt, und ich habe gesagt, das schauen wir uns mal an“, sagt sie. Von ihrem Engagement beim Besuchsdienst der evangelischen Gemeinde weiß sie um die Einsamkeit alter Menschen. „Aber hier ist man in Gesellschaft“, sagt ihr Mann.
„In Kontakt zu kommen ist doch der Zweck des Unternehmens“, meint Rainer Hentschel, der mit seinem Freund Homayon Sadri an einem Tisch sitzt. Die beiden Männer haben sich hier kennen gelernt. Ihre Teller sind bereits abgeräumt. Nicht nur ihnen hat es gemundet. „Wirklich sehr schmackhaft“, lobt die Rentnerin Hipp Verloop und zeigt den Köchinnen „Daumen hoch“. Das Essen von Fadoua und Fatma schmeckt den Gästen so gut, dass sie sich oft nach den Rezepten erkundigen. „Wir planen, ein kleines Rezeptbuch herauszugeben“, verrät Susanne Fachinger.
Gemütlicher Plausch nach dem Essen: (von links) Rainer Hentschel, Homayon Sadri und Hans-Joachim Bormann. Foto: Peter Weidemann
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die Einnahmen zu verbessern. „Der Bunte Kochtopf ist während der Pandemie mit Projektmitteln des Corona-Aktionsplans der Stadt Frankfurt gestartet, um Bedürftigen ein kostenfreies Mittagessen zu bieten und einsame Menschen aus der Isolation zu holen“, sagt Quartiersmanagerin Janina Korb. Diese Unterstützung gebe es nicht mehr. Kosten entstehen für die beiden Köchinnen und die eingekauften Lebensmittel. Janina Korb ist darum froh, dass die Diakonie-Stiftung Frankfurt und Offenbach den Bunten Kochtopf mit 6.000 Euro fördert. Wir wollen so gerne weitermachen“, sagt sie, „der Bunte Kochtopf tut den Menschen und dem Viertel gut.“
Foto: Peter Weidemann
Infobox: Das Projekt „Bunter Kochtopf“ in der Frankfurter Nordweststadt gibt es seit Juni 2023. Menschen, die nicht alleine essen möchten, Kontakte suchen oder über ein nur geringes Einkommen verfügen, sind dazu donnerstags in das Sozial- und Kulturzentrum „Tassilo-Sittmann-Haus“ (Gerhart-Hauptmann-Ring 398) eingeladen. Quartiersmanagerin Janina Korb initiierte den Mittagstisch und organisiert ihn mit zahlreichen Kooperationspartner:innen und Ehrenamtlichen. Beim „Bunten Kochtopf“ kooperieren die Evangelische Kirchengemeinde Nordwest, die katholische Pfarrei St. Katharina von Siena, das Begegnungs- und Beratungszentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring des Frankfurter Verbandes, die Berufsorientierung der Ernst-Reuter-Schule II und „smart work frankfurt“ mit dem Quartiersmanagement der Diakonie Frankfurt und Offenbach. (pw)
Spendenkonto: Diakonie Frankfurt und Offenbach, IBAN: DE11 5206 0410 0104 0002 00, Evangelische Bank eG, Verwendungszweck: 2110/01 – UK 7 Bunter Kochtopf
Finanzierung des Sozialprojektes in der Nordweststadt für dieses Jahr gesichert
Mit einem Zuschuss in Höhe von 6.000 Euro fördert die Diakonie-Stiftung Frankfurt und Offenbach das Projekt „Der bunte Kochtopf“ in der Nordweststadt. Dort organisiert das Quartiersmanagement mit Haupt- und Ehrenamtlichen einen wöchentlichen warmen Mittagstisch. Das Angebot im Sozial- und Kulturzentrum „Tassilo-Sittmann-Haus“ bietet vor allem Menschen in schwierigen Lebenssituationen wie Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und Isolation nicht nur eine gesunde Mahlzeit, sondern ermöglicht auch Begegnung und Gemeinschaft. Bis zu 50 Personen kehren donnerstags in den „Bunten Kochtopf“ ein. Ohne nach Alter, Einkünften, Geschlecht, Herkunft und Religion zu fragen, schafft das Projekt Raum für Gespräche, Austausch und Beratung und lässt neue Nachbarschaften entstehen. Die Teilnahme am Mittagstisch, den es seit einem Jahr gibt, ist kostenfrei. Wer möchte, kann sich mit einer Spende beteiligen. Doch kostendeckend sind diese Spenden nicht. Quartiersmanagerin Janina Korb freut sich darum über die Unterstützung durch die Diakonie-Stiftung. „Dank der 6.000 Euro für den Einkauf der Lebensmittel steht die Finanzierung des Bunten Kochtopfs für dieses Jahr auf sicheren Füßen“, sagt die Initiatorin des Projektes. Ansonsten wird das Projekt aus einmaligen Spendenmitteln des Quartiersmanagements Nordweststadt getragen. Für den „Bunten Kochtopf“ kooperiert das Quartiersmanagement mit der Evangelischen Kirchengemeinde Nordwest, der katholische Pfarrei St. Katharina von Siena, dem Begegnungs- und Beratungszentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring des Frankfurter Verbandes, der Berufsorientierung der Ernst-Reuter-Schule II und mit „smart work frankfurt“.
Seit 25 Jahren leistet die Notfallseelsorge Erste Hilfe für die Seele – auch bei der Fußball EM
Silke Bründermann wirft einen kurzen Blick aus dem Fenster. Unten, am Rand der Konstablerwache, hat ein Feuerwehrfahrzeug mit Blaulicht gestoppt. Ein Mann mit Helm ist gerade dabei, einen grauen Kasten zu öffnen. „C-Dienst“ sagt Bründermann, „wahrscheinlich ist eine Brandmeldeanlage in der U-Bahn losgegangen, meist ist es Fehlalarm.“ Die 46-Jährige kennt sich aus, sie hat in der Frankfurter Branddirektion gearbeitet und leitet seit 2023 die Notfallseelsorge Frankfurt. Rund 30 Ehrenamtliche bilden mit den beiden Hauptamtlichen das Team, das in der Notfallseelsorge „Dienstgemeinschaft“ heißt.
Im Dienst für Fußballbegeisterte In Frankfurt gehört die Notfallseelsorge zur Diakonie Frankfurt und Offenbach, zudem wird sie von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau getragen. Die Notfallseelsorge hat täglich rund um die Uhr Bereitschaftsdienst. Zu Unfällen, plötzlichen häuslichen Todesfällen oder bei Suiziden wird sie gerufen, die Bandbreite der Einsätze ist groß. Im Moment steht die kommende Fußball Europameisterschaft im Fokus. Zahlreiche Fußballbegeisterte werden nach Frankfurt am Main reisen, zu den fünf EM-Spielen im Waldstadion und zum kostenlosen gemeinsamen Schauen und Feiern auf der Fan-Meile am Mainufer. Die Notfallseelsorge ist gemeinsam mit dem städtischen Gesundheitsamt für die psychosoziale Notfallversorgung während der EM zuständig. „Wir hoffen alle, dass während der EM nichts passiert, aber im Fall des Falles verfügen viele in der Notfallseelsorge über Zusatzausbildungen für Großschadenslagen,“ sagt Silke Bründermann. Zu dieser Zusatzausbildung zählt, sich im Ernstfall im Bereich der Rettungsdienste und der Feuerwehr sicher bewegen zu können sowie Kenntnisse über den Aufbau des Krisenstabes. „Wir verfügen zudem über das Vokabular, das zur Kommunikation genutzt wird, beispielsweise, um zu klären, wo genau unser Einsatzort liegt und wo sich die Menschen befinden, für die wir sorgen, und wie es weitergehen kann.“
Mit Blaulicht unterwegs Die Notfallseelsorge wird ausschließlich via Einsatzleitstelle der Feuerwehr oder durch die Polizei alarmiert. „Bei besonderen Einsatzlagen werden wir mit Blaulicht abgeholt“, sagt Silke Bründermann. Aber auch zu Fuß, mit der S-Bahn oder per E-Scooter gelangen die Ehrenamtlichen zum Einsatzort. Meist sind sie innerhalb einer guten halben Stunde da, um Menschen zur Seite zu stehen, die plötzlich in eine tiefe Krise geraten sind.
Nie jemanden im Stich gelassen „Erst Hilfe für die Seele“ leisten die gut ausgebildeten Frauen und Männer der Notfallseelsorge in Frankfurt seit 25 Jahren. Noch nie ließen sie jemanden im Stich: „Wir mussten in den 25 Jahren kein einziges Mal einen Einsatz absagen, zurzeit haben wir rund 300 Alarmierungen im Jahr“, sagt Silke Bründermann. Ein großes Bonbonglas steht auf ihrer Fensterbank, Lutschbonbons, am liebsten Pfefferminz, hat Bründermann immer dabei. Jeder Einsatz ist anders, erzählt sie. Aber immer geht es darum, Menschen bei schweren Schicksalsschlägen zu unterstützen und zu entlasten. Zum Beispiel, wenn Notfallseelsorger:innen gemeinsam mit der Polizei Todesnachrichten überbringen oder zu plötzlichen häuslichen Todesfällen gerufen werden. Meist haben die noch unter Schock stehenden Menschen viele Fragen: „Wie geht es weiter? Wie lange darf die Tote hier zuhause bleiben? Wann muss ich einen Bestatter verständigen?“ Manchmal sprechen die Notfallseelsorger:innen auch ein Gebet oder halten Momente des Schweigens mit den Betroffenen aus: „Wir sind zwischen zwei und vier Stunden im Einsatz, und wir lassen uns jedes Mal stark ein.“ Wenn jemand dann nach mehreren Stunden plötzlich fragt, ob die Notfallseelsorgerin etwas trinken möchte oder selbst an die frische Luft gehen will, „ist das sehr schön, denn es ist ein Zeichen des Erwachens aus dem Schreckensmoment.“
Neue Ehrenamtliche sind herzlich willkommen Die Ehrenamtlichen sind gut auf ihre Einsätze vorbereitet: Nach 120 Stunden Ausbildung, die sie blockweise oder nach Feierabend absolvieren können, leisten sie zwei Mal im Monat einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst. „Es ist ein sinnstiftendes und erfüllendes Ehrenamt, viele sind seit Jahren dabei“, sagt Bründermann. Im Jubiläumsjahr sind in der Notfallseelsorge weitere Ehrenamtliche, die Erste Hilfe für die Seele leisten möchten, herzlich willkommen. Kontakt für am Ehrenamt Interessierte: silke.bruendermann@diakonie-frankfurt-offenbach.de
Die Bahnhofsmission ist eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Menschen in seelischen Notlagen
Sie fielen auf in ihren blauen Westen mit dem Logo der Bahnhofsmission und der Aufschrift „Mutmacher:in“: Leif Murawski und Jad El Ouazzani waren mit einem Stand beim Deutschen Patientenkongress Depression Anfang Juni in der Alten Oper. „Was macht die Bahnhofsmission, warum ist sie bei einem Kongress für Depressionshilfe und Suizidprävention?“, wollten viele wissen, erzählt Leif Murawski. Er selbst hat vor ein paar Jahren die Zusatzausbildung zum Mutmacher absolviert, die 2015 bei der Bahnhofsmission in Berlin ihren Anfang nahm und von der Deutsche Bahn Stiftung gefördert wird. Sozialberatung, das kennt der promovierte Literaturwissenschaftler, der seit mehr als 33 Jahren bei der Bahnhofsmission arbeitet. Aber die spirituelle, die seelsorgerliche Dimension, die ja eigentlich in jedem Gespräch, in jeder Zuwendung an die Gäste mitschwingt, die war noch nirgends so richtig verankert.
Das Ohr und das Herz zuneigen Wenn Murawski, Jad El Ouazzani und die anderen in ihre blauen Mutmacher:in-Westen schlüpfen, gehört auch dazu, aufsuchende Arbeit zu leisten. Wenn sie Zeit finden, gehen sie raus zum Fernbusterminal oder in den Kaisersack, der inzwischen umbenannt wurde in Kaisertor. „Wir setzen uns dazu, kommen ins Gespräch, wollen wissen, wo der Schuh drückt.“ Klar kaufen die Mitarbeiter aus der Bahnhofsmission auch mal ein Brötchen, damit jemand wieder zu Kräften kommt oder sorgen dafür, dass ein Busticket umgebucht werden kann. „Aber für uns ist das Wichtigste, die Menschen spüren zu lassen, dass sie wahrgenommen werden, ihnen unser Ohr und unser Herz zuzuneigen und ihnen Zeit zu schenken“, sagt Murawski.
Auf den Kräften der Menschen aufbauen Die Ausbildung zum Mutmacher umfasst zum Beispiel Elemente der Gesprächsführung und orientiert sich an den vorhandenen Kräften der Menschen, sagt Murawski. Sie rief ihm viele Instrumente und Techniken „wieder neu ins Bewusstsein“. So gut wie täglich führt er Gespräche, von denen er sagt, sie seien „ein echter Mutmacher-Einsatz.“
Einfach Hingehen – kostenfrei und ohne Termin Beim Deutschen Patientenkongress Depression in der Alten Oper mit seinen 1200 Besucher:innen unter Schirmherrschaft von Harald Schmidt machten die beiden Mutmacher der Bahnhofsmission deutlich: Die Bahnhofsmissionen sind kostenfreie ganz niedrigschwellige Anlaufstellen für Menschen in psychischen Notsituationen. „Man braucht keine Termine zu machen, kann zu jeder Tages- und Nachtzeit hingehen und erhält zeitnahe Antworten“, zählt Murawski die Vorteile auf. Und er setzt hinzu: „Das gibt es sonst so nicht.“ Zudem stigmatisiere das „schöne alte Wort“ Bahnhofsmission niemanden. Auf dem Frankfurter Kongress zu Depressionshilfe und Suizidprävention erfuhren viele Betroffene und Angehörige, dass die Bahnhofsmission „gar keine Suppenküche mehr ist“, sagt Murawski. Wobei, etwas Warmes, und sei es ein Kaffee oder Tee, erhalten die Gäste dort immer am Tag und auch in der Nacht.
Mehr als 80 Läuferinnen am Start für den Evangelischen Regionalverband
„Super. Genial. Hat Spaß gemacht.“ Verschwitzt und glücklich liefen mehr als 80 Läuferinnen und Läufer des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach (ERV) am Mittwochabend über die Ziellinie des J.P. Morgan-Laufs in der Nähe der Bockenheimer Warte. Das Team des ERV war Teil des größten Firmenlaufs der Welt mit mehr als 60.000 Laufenden in Frankfurt am Main. Als „phänomenal“ schätzte ERV-Team Captain Alexander Vogt mit einem leichten Augenzwinkern den beflügelnden Geist und die Laufkraft seines Teams ein. „Sehr positiv überrascht und glücklich“ ist eine Teilnehmerin jenseits der 50, die zum ersten Mal mitlief. „Eigentlich wollte ich nur walken, aber dann bin ich doch vier Kilometer gejoggt“, sagt sie lächelnd. Nächstes Jahr möchte sie die komplette 5,6 Kilometer lange Strecke durch Frankfurt joggen. Beim regelmäßigen ERV-Lauftreff nach der Arbeit trainierten die Läuferinnen und Läufer gemeinsam, manche liefen noch weitere Runden am Wochenende oder am Feierabend. Auch beim „Lauf für die Demokratie“ am 23. Mai zur Feier des 75. Geburtstages des Grundgesetzes waren einige aus dem ERV-Lauf-Team dabei und genossen das feierliche Einlaufen auf dem Römerberg unter dem Applaus vieler Zuschauerinnen. Teamgeist, Fitness und Spaß, aber auch die klare Botschaft „besser alle zusammen“ auf den violetten ERV-Lauf-Shirts einte die Läuferinnen und Läufer. Der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach macht sich stark für die Grundwerte der Demokratie. Er ruft dazu auf, das Stimmrecht bei der Europawahl am Sonntag, 9. Juni zu nutzen, und die demokratischen Parteien zu stärken. Auch hier gilt: Niemanden ausgrenzen – besser alle zusammen.
Der Secondhand-Markt öffnet seine Türen für alle
Stöbern, probieren und in Erinnerungen schwelgen: „Weißt du noch…?“ Seit vielen Jahren ist das Secondhand-Kaufhaus der Diakonie Frankfurt und Offenbach nahe beim Hessen-Center unter dem Namen „Familien-Markt“ bekannt. Zum 1. Juni startet der große Secondhand-Markt mit neuem Namen: „Samt & Sonders XXL“. Hier finden Menschen mit kleinem Geldbeutel alles, was das Herz begehrt, seien es Hüte, Geschirr, Möbel oder Kleidungsstücke. Einmal in der Woche öffnete sich das Secondhand-Kaufhaus für alle – weil dies so gut ankam, hat das Team beschlossen, den Secondhand-Markt nun täglich für alle zu öffnen. Der neue Name „Samt & Sonders XXL“ spiegelt nicht nur das vielseitige und bunte Sortiment wider, sondern zeigt auch die Nähe zu den beiden erfolgreichen Secondhand-Boutiquen „Samt & Sonders“ im Nordend und in Alt-Fechenheim an.
Trotzdem bleibt Samt & Sonders XXL der Tradition des Familien-Marktes treu, Studentinnen und Studenten, Frankfurt Pass-Inhaber:innen und Menschen, die nachweislich wenig Geld zur Verfügung haben, erhalten Extrarabatte, Wohnungslose zahlen weiterhin nichts für Kleidung. „Wir haben gemerkt, dass Inflation und Energiekrise der vergangenen Monate dazu geführt haben, dass immer mehr Menschen mit ihrem zur Verfügung stehenden Einkommen sehr sparsam sein müssen“, sagt die Leiterin des Secondhand-Marktes Verena Schlossarek. „Deshalb wollen wir ab 1. Juni allen die Möglichkeit geben, bei uns schöne Sachen einzukaufen.“
„Samt & Sonders XXL“ bietet nicht nur gut erhaltene Produkte zu fairen Preisen, das Konzept des Secondhand-Kaufhauses geht auch mit wichtigen ökologischen Herausforderungen wie Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung um. Der Markt setzt auf langlebige, wiederverwertbare Produkte und bietet somit eine nachhaltige Alternative zu Fast Fashion.
Im Samt & Sonders XXL arbeiten Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt wenig Chancen haben. Diese Beschäftigungsinitiative der Diakonie unterstützt langzeitarbeitslose Menschen und trägt zu ihrer sozialen Integration bei.
Ehrenamtliche Helfer:innen bilden das Herzstück des täglichen Betriebs und tragen maßgeblich zum Erfolg des Marktes bei. Seit kurzem arbeitet Melanie Aßmann als Ehrenamtskoordinatorin direkt im Secondhand-Kaufhaus. Zudem gibt es jährlich zwei Plätze für Freiwilligendienstleistende (FÖJ), die sich mit ökologischen Themen auseinandersetzen, mobile Verkäufe in Unterkünften für Geflüchtete und Wohnungslose organisieren oder Spenden mit dem Lastenfahrrad abholen.
Der Secondhand-Markt Samt & Sonders XXL ist bequem mit den U-Bahn-Linien U4 und U7, Haltestelle Hessen-Center, zu erreichen. Sie finden den Secondhand-Markt in der Röntgenstraße 10 in Bergen-Enkheim.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 Uhr – 18 Uhr Samstag 10 Uhr – 14 Uhr
Spenden, wie beispielsweise gut erhaltene und tragbare Bekleidung sowie Haushaltswaren werden ebenfalls zu diesen Zeiten angenommen.
Jochen und Noori sind ein Tandem beim Mentoring-Programm SOCIUS
Noori strahlt. Er sprüht vor Energie und Zuversicht. Jochen, sein Gegenüber an diesem Nachmittag im Café Metropol, strahlt ebenfalls. Die beiden Männer, 37 und 39 Jahre alt, tun etwas sehr Sinnvolles, das sie beide mit Freude erfüllt: Sie sind ein Tandem beim Mentoring-Programm SOCIUS für Migrant: innen und Geflüchtete der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.
Ich habe meine Moral wiedergefunden Im September 2023 traf sich das neue Tandem zum ersten Mal. Noori, afghanischer Journalist aus Herat, der nach der Machtübernahme der Taliban mit einem Evakuierungsflug ausgeflogen wurde, lebt in der Nähe von Frankfurt. „Ich habe einen Bachelor in Journalismus, ich spreche mehrere Sprachen, aber als Geflüchteter hatte ich keine klare Vision, wie mein Leben hier in Deutschland aussehen könnte. Die Sprache, die Kultur, die Arbeitssituation – alles ist anders.“ Nach zwei bis drei Treffen mit seinem Mentor, erzählt Noori, „fand ich nicht nur meinen Weg, sondern auch meine Moral wieder.“
Depressiv und unmotiviert Die Monate bevor ihn ein Freund auf das Mentoring-Programm SOCIUS aufmerksam machte, schildert der 36-jährige so: „Ich war depressiv, unmotiviert, ich ging ins Jobcenter und erhielt dort schlechte Nachrichten über die vielen Millionen Geflüchteten aus der Ukraine, aus Afghanistan, die hier Arbeit suchen.“ Jochen sagt: „Es war wichtig, dass ich als Verbindungsglied zu anderen Menschen fungierte.“ Er besuchte mit Noori die Walter-Kolb-Stiftung. „Sie halfen mir weiter, was ich in Zukunft tun kann,“ sagt Noori. Eigentlich wollte der gelernte Journalist in Deutschland Jura studieren, sich auf Internationales Recht spezialisieren. Bei der Stiftung erfuhr er, dass er dafür sehr gute Deutschkenntnisse braucht. „Als Alternative nannten sie mir, Projektmanagement zu studieren.“
„Ettelaa“ heißt Information Noori hatte plötzlich wieder Ziele vor Augen: Gut Deutsch zu lernen und sehr gut Computerprogramme zu beherrschen. Eine Webseite, die Noori gemeinsam mit anderen Exil-Afghan:innen in Europa und Journalist:innen in Kabul entwickelt, wird demnächst online gehen. Ihr Name: www.ettelaa.com. Ettelaa, erklärt Noori, heißt Information. Die Webseite soll Neuigkeiten und Berichte publizieren mit Fokus auf dem Schutz von Menschenrechten, Journalisten und Frauen.
Die Gesellschaft sozialer Gestalten Jochen, der 39-Jährige Finanzexperte, lauscht aufmerksam den Schilderungen. Er plante schon lange, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Tipp, sich beim evangelischen Mentoring-Programm SOCIUS zu bewerben, erhielt er von einer Arbeitskollegin. Denn bei SOCIUS wird niemand ins kalte Wasser geworfen, sondern zunächst in einer einjährigen Ausbildung für die Aufgabe qualifiziert. Das passte gut zu Jochens Vorstellungen: „Wir lernten rechtliche Aspekte, medizinische Sachverhalte, kulturelle Gegebenheiten kennen.“ Jochens Motiv: „Ich glaube, Geflüchtete sinnvoll zu unterstützen, ist ein idealer Bereich, wo ich am meisten helfen kann. Die Willkommenskultur ist abgeflaut. Mit meinem Engagement möchte ich dem gegenwärtigen Trend etwas entgegensetzen. Es ist nicht viel, aber wenn jeder etwas beiträgt, wird es gut. Auf jeden Fall hilft es, die Gesellschaft sozialer zu gestalten.“
Viele Geflüchtete haben niemanden, der ihnen rät und hilft Für die wöchentlichen Treffen haben Mentor Jochen und Mentee Noori jeweils verbindliche Ziele vereinbart: „Jochen als mein persönlicher Ratgeber übt einen positiven Druck auf mich aus, etwas zu tun“, sagt Noori. Und er setzt hinzu: „Ich habe sechs Monate hier in Deutschland verloren. Wenn ich Jochens Unterstützung früher gehabt hätte, hätte ich die Zeit besser nutzen können.“ Noori denkt nicht nur an sich, sondern auch an die vielen anderen Geflüchteten, die er kennt: „Wir haben viele Leute mit guten Fähigkeiten und Hintergründen hier. Aber sie haben niemanden, der ihnen rät und hilft. Viele leben in kleinen Orten, wo es solche Programme wie SOCIUS gar nicht gibt. Im Vergleich zu dem, was die Geflüchteten benötigen, ist SOCIUS ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Noori trinkt einen Schluck Kaffee. Noch führen wir das Gespräch auf Englisch, aber er arbeitet eisern und diszipliniert daran, besser Deutsch zu lernen.
Treffen im Presseclub Mit seinem Mentor hat er zum Beispiel vereinbart, jede Woche eine bestimmte Anzahl Wörter zu lernen, die für das Projektmanagement relevant sind. Spezialvokabeln also, die ihn seinem Ziel, Projektmanagement zu studieren, näherbringen. Noori steht auf und verabschiedet sich lächelnd. Er hat noch einen Termin mit anderen Journalisten im Exil im Frankfurter Presseclub.
Das Mentoring-Programm SOCIUS der evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach Menschen zusammenzubringen, sie bei Behördengängen zu begleiten, nach Berufs- und Ausbildungschancen zu suchen, also Zugänge zum Leben in Deutschland zu eröffnen – das ist das Ziel von SOCIUS, dem Mentoring-Programm für Migrant: innen und Geflüchtete. Der Fachdienst wurde 2012 gegründet. Er wird aus Kirchensteuermitteln finanziert und über Landesmittel refinanziert. Seit der Gründung gab es mehr als 200 Tandems. Zurzeit engagieren sich rund 100 Mentor:innen bei SOCIUS. Das Programm wurde zuletzt von der Share Value Stiftung und der Naspa-Stiftung gefördert. Der nächste Ausbildungsjahrgang startet 2025.
Kontakt für Interessierte: Petra Buschkämper, Teamassistentin, Evangelisches Zentrum für Beratung Am Weißen Stein Telefon: 069 53 02-225 und E-Mail: ehrenamt.flucht@frankfurt-evangelisch.de https://evangelische-beratung.com/migration-flucht/mentoring-programm-socius/