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Diakoniepfarrer Markus Eisele: „X ist zu einem giftigen Ort geworden“
Die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach und die Diakonie im Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach haben entschieden, zum neuen Jahr den Social Media Kanal „X“, vormals „Twitter“, zu verlassen und ab sofort auf der Plattform „Bluesky“ präsent zu sein.
Holger Kamlah, Stadtdekan und Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach (ERV), sagt in Anlehnung an die Jahreslosung für 2025, „Prüfet alles und behaltet das Gute“ aus dem ersten Thessalonicherbrief: „Wir haben uns gegen die Plattform ,X‘ entschieden. Kommunikation ist für uns zentral, auch über Social Media“, von „X“ aber wolle man sich verabschieden angesichts der dort zu findenden Verunglimpfungen. Markus Eisele, Diakoniepfarrer und Theologischer Geschäftsführer des ERV, äußert anlässlich des Endes der Präsenz: „,X‘ ist zu einem giftigen Ort geworden, wo ganz gezielt der Zusammenhalt und der Frieden in der Gesellschaft zerstört werden soll. Jedes gute und barmherzige Wort verdampft in dieser Kommunikationshölle.“
Kirche und Diakonie in Frankfurt und Offenbach sehen außerdem die Ankündigung des Meta-Konzerns kritisch, zunächst innerhalb der USA den Fakten-Check auf den Plattformen Facebook und Instagram einzustellen. Gegenseitiger Respekt, Achtung der Menschenwürde, Toleranz, Sachlichkeit und der Einsatz für diese Werte sind bei den Postings auf Social-Media-Plattformen leitend.
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Interims-Containeranlage neben dem Hauptbahnhof eröffnet am Freitag, 10. Januar
Die Sanduhr auf Anja Wienands Schreibtisch ist schon verpackt. Im Büro der Leiterin der Bahnhofsmission stapeln sich Umzugskartons und dort, wo sonst die Gäste Kaffee trinken, stehen gepackte Kisten. Der Umzug der Bahnhofsmission nach mehr als 125 Jahren im Frankfurter Hauptbahnhof erfolgt, weil im gesamten Südflügel des Bahnhofs eine Sprinkleranlage installiert werden muss. Bis zum Freitag, 10. Januar, wird der Umzug in eine Containeranlage auf dem Parkplatz an der Poststraße in Höhe der Hausnummer 20 abgeschlossen sein und die Bahnhofsmission öffnet wieder wie gewohnt ab 7.30 Uhr. Sechs Monate sind für die Zeit im Interim vorgesehen.
500 Gäste am Tag Rund 180 Umzugskisten und zahlreiche Säcke mit Kleiderspenden werden fünf hauptamtliche Mitarbeitende und Anja Wienand am heutigen Dreikönigstag packen, am Dienstag rollt der Umzugswagen an. Weit fahren muss er nicht, nur auf die andere Seite des Hauptbahnhofs, dicht beim Gleis 24 steht eine doppelstöckige Containeranlage als Interimsdomizil der Bahnhofsmission. Drinnen ist eine kleine Küche installiert, samt Industriespülmaschine. Sie ist wichtig, denn für die rund 500 Gäste, die die Bahnhofsmission im Schnitt pro Tag empfängt, werden rund 500 Tassen Kaffee ausgeschenkt.
Sechs Monate im Interim „Wir haben allen unseren Stammgästen am Wochenende Bescheid gesagt, erzählt Anja Wienand. „Es ist unglaublich, unsere Gäste haben das alle registriert, lediglich zwei Personen haben bisher geklingelt, es herrscht Stille.“ Am Freitag ist die Bahnhofsmission am neuen Standort wieder für ihre Gäste da, 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche. Die Fläche in den Containern ist etwas größer als die 202 Quadratmeter im Südflügel des Hauptbahnhofs an Gleis 1. Aufenthaltsmöglichkeiten für Frauen und Männer und Kleidung wird es in der Containeranlage ebenso geben wie drei Toiletten – eine für Männer, eine für Frauen und ein WC für Menschen mit Behinderung. Im Obergeschoss im Beratungsraum wird der Video-Dolmetscher stehen, damit Gäste per Video und der Hilfe von Dolmetscher:innen in ihrer Muttersprache beraten werden können. Leitungs- und Verwaltungsbüro, Spinde für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden und einen großen Besprechungsraum gibt es ebenfalls. Der Raum der Stille wird allerdings nicht in den Containern realisiert, und auch Duschen wird es keine geben. Alles was nicht ins Interim umzieht, wird im Keller im Südflügel eingelagert, bis zur Rückkehr der Bahnhofsmission an ihren angestammten Ort.
Die Bahnhofsmission Frankfurt Träger der Bahnhofsmission Frankfurt am Main sind die Diakonie Frankfurt und Offenbach sowie der Caritasverband Frankfurt e.V. Die Bahnhofsmission Frankfurt arbeitet seit 127 Jahren und ist nach Berlin die zweitälteste Bahnhofsmission in Deutschland. Mehr lesen Sie hier.
Das Leben ist manchmal wie ein Hochseilgarten. Jeder Schritt muss geprüft werden. Auf was wollen wir uns verlassen? Meinungen, Haltungen, Trends, Menschen, Gott? „Prüft alles und behaltet das Gute!“ schreibt uns die biblische Jahreslosung ins Stammbuch. Genauer Paulus in einem Brief, der um das Jahr 50 nach Christus geschrieben wurde. Sein Appell: Mit Gelassenheit, Toleranz und Verständnis schauen, was wir sehen, hören und fühlen. Und dann überlegen, was wir davon wirklich gut finden. Das Gute behalten! Das ist ein Appell gegen Beliebigkeit und Gleichgültigkeit. In Kirche und Diakonie versuchen wir das so zu leben.
Wir wissen: Das Leben kann wunderschön sein – und ist zugleich immer wieder gefährdet. Nur gemeinsam können wir das Leben gut meistern. Mit Gottvertrauen, im guten Geist des ZusammenWIRken und im Einsatz für die Nächstenliebe. Danke an alle, die sich für das Gute einsetzen.
Ihr Diakoniepfarrer Markus Eisele
Sie wirken in sich gekehrt. Fast wie in einer stillen Andacht versunken. Die Holzfiguren der Weihnachtkrippe, die auch in diesem Advent wieder auf dem Querbahnsteig im Frankfurter Hauptbahnhof beim Gleis 9 zu finden ist. Reisende halten einen Moment bei der Krippe inne, fotografieren oder betrachten sie still. Die Figuren für die Krippe der Bahnhofsmission Frankfurt stammen aus der Antoni-Kenar-Kunstschule im polnischen Zakopane. Die Weihnachtskrippe ist ein zentrales Element beim ökumenischen Weihnachtsgottesdienst am Dienstag, 24. Dezember, um 12.30 Uhr im Frankfurter Hauptbahnhof. „Unterwegs im Bahnhof – zu Hause an der Krippe“ ist das Thema des Gottesdienstes, direkt an der Krippe gegenüber von Gleis 9. „Was bedeutet der Hauptbahnhof für Sie und wo fühlen Sie sich zu Hause?“ Diese Fragen beantworten im Gottesdienst ein Bauarbeiter, ein Obdachloser und ein Reisender.
Friedenslicht aus Bethlehem Die Besucher:innen des Gottesdienstes im Herzen des Hauptbahnhofes lauschen der Weihnachtsgeschichte, singen Weihnachtslieder und reichen das Friedenslicht aus Bethlehem von Hand zu Hand weiter. Kirchenmusiker Gerald Ssebudde, die Sopranistin Stella Dörner und Trompeter Benno Hohmeier gestalten den Gottesdienst musikalisch. Anja Wienand, die Leiterin der Bahnhofsmission, Pfarrerin Dr. Annegreth Schilling von der Evangelischen Hoffnungsgemeinde, Pastoralreferentin Andrea Rockermeier von der Dompfarrei St. Bartholomäus und Pfarrer Nulf Schade-James von der Evangelischen Kirchengemeinde Frieden und Versöhnung halten den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam. Die Lesungen übernimmt Gemeindepädagogin Monika Kittler. Die Bahnhofsmission Frankfurt wird getragen von der Diakonie Frankfurt und Offenbach und dem Caritasverband Frankfurt. Sie ist seit mehr als 125 Jahre im Frankfurter Hauptbahnhof aktiv, für alle, die Hilfe brauchen, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Mehr lesen Sie hier.
Seit 2009 engagiert sich Seda N. Oeztürk für die Lange Nacht in der Weißfrauen-Diakoniekirche
Seda N. Oeztürk greift nach ihrem schweren Schlüsselbund und sucht den Schlüssel mit dem blauen Ring heraus. Mit zwei Umdrehungen öffnet sie die Tür zur Weißfrauen-Diakoniekirche im Frankfurter Bahnhofsviertel. Noch sieben Tage bis zur Langen Nacht am Heiligen Abend, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Eine Nacht, die Herzen öffnet Für Seda N. Oeztürk, deren Vorname Nurhayat, „Lebenslicht“ bedeutet, ist es eine ganz besondere Nacht. Denn seit 2009 verbringt sie den Heiligen Abend nicht im Kreise ihrer Familie, sondern in der Weißfrauen-Diakoniekirche. Sie gehört seit vielen Jahren zum Team, das die Lange Nacht am Heiligen Abend organisiert. Beim ersten Mal, im Dezember 2004, sollte niemand aus dem warmen Weihnachtsgottesdienst in der Diakoniekirche in die Kälte zurückkehren müssen, sondern die Kirche sollte für alle, die bleiben wollten, die ganze Nacht über geöffnet bleiben. Mit Essen und Musik und einem Platz zum Übernachten.
Rindergulasch, Putenragout und Linsen-Dal Seda N. Oeztürk erzählt, wie es mit belegten Brötchenhälften anfing, für 30, 40 Leute. Mittlerweile ist sie für das Catering zuständig und aus den belegten Brötchen der Anfangsjahre ist ein richtiges Menü geworden: Rindergulasch mit Klößen, feines Putenragout in Champignonsauce mit Bandnudeln, veganes Kichererbsen-Linsen-Dal mit Zucchini und Pita-Brot oder eine gemischte Gemüseplatte. Mehr als 300 Portionen hat sie geordert. „Die Planung hängt von vielen Faktoren ab“, sagt sie. „Je kälter es ist, desto mehr Menschen kommen. Und in Krisenzeiten kommen oft auch Familien oder ältere Menschen, die einen sicheren und warmen Ort suchen.“
Ein starkes Team für eine große Aufgabe Die Lange Nacht wird von rund 90 Freiwilligen getragen. „Wir sind ein eingespieltes Team, und auch Neue finden schnell ihren Platz“, sagt Seda. Die Helfer stammen aus vielen Nationen und haben die unterschiedlichsten Hintergründe: Mitarbeitende aus der EZB, Künstler:innen oder Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, deren Kinder jedes Jahr liebevoll Tischsets gestalten und Kerzengläser verzieren. „Diese Vielfalt spiegelt den Geist der Langen Nacht wider: Jeder ist willkommen, und jeder bringt sich ein“, sagt Seda mit einem Lächeln.
Ein Kindheitsmoment prägt bis heute Seda erinnert sich, wie sie als muslimisches Mädchen im Krippenspiel die Rolle des Josef übernahm. „Meine Eltern waren in ihrem Glauben so gefestigt, dass es für sie keine Bedrohung darstellte, ich durfte mitmachen, einfach dabei sein“, erzählt sie lächelnd. Diese Offenheit prägt auch ihr Engagement in der Langen Nacht in der Weißfrauen-Diakoniekirche: „Es ist die Atmosphäre, die mich Jahr für Jahr zurückbringt – die Wärme, die Ruhe, die Gespräche mit den Gästen.“
Dankbarkeit, die bleibt Gegen Mitternacht geht Seda N. Oeztuerk nach Hause, schläft ein paar Stunden und ist am frühen Morgen wieder zurück, um das Frühstück mit vorzubereiten. Was sie besonders berührt, ist die Dankbarkeit der Menschen: „Viele unserer Gäste leben seit Jahren auf der Straße und haben oft das Gefühl, nicht respektvoll behandelt zu werden. Hier begegnen wir ihnen mit Würde und einem offenen Herzen.“ Für Seda und das gesamte Team ist die Lange Nacht viel mehr als eine Wohltätigkeitsaktion. „Es ist ein Ort, an dem Menschlichkeit spürbar wird. Man bekommt so viel zurück, wenn man gibt.“
Lange Nacht am Heiligen Abend ab 17.30 Uhr in der Weißfrauen-Diakoniekirche Am 24. Dezember um 17.30 Uhr öffnet die Weißfrauen-Diakoniekirche im Frankfurter Bahnhofsviertel, Gutleutstraße 20 /Ecke Weserstraße, der festliche Weihnachtsgottesdienst beginnt um 18 Uhr. Ab 19 Uhr gibt es ein leckeres Weihnachtsessen, von 21.30 Uhr an spielt Fred Lohre Folkmusik. Wer kein Obdach hat, kann in der Kirche übernachten. Das Weihnachtsfrühstück am Mittwoch, 25. Dezember, beginnt um 8 Uhr, die Kirche schließt um 10 Uhr. Der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach lädt zusammen mit einem Team aus rund 90 Ehrenamtlichen und vielen Förderern zur Langen Nacht am Heiligen Abend ein, die 2004 zum ersten Mal gefeiert wurde. Rund 300 Besucher:innen werden erwartet.
Und wieder geht‘s zu den Offenbacher Kickers: Die Diakonie Frankfurt und Offenbach lädt auch in diesem Jahr Menschen mit wenig Einkommen zur Weihnachtsfeier in die VIP-Lounge am Bieberer Berg ein, am Donnerstag, 19. Dezember 2024, um 10.30 Uhr. Die Stadiongesellschaft Bieberer Berg stellt die Räume zum zweiten Mal kostenfrei zur Verfügung. Mit Blick auf das Rasengrün und die roten Klappsitze der Kickers-Fans gibt es bei der Weihnachtsfeier leckeres Essen, zubereitet vom Caterer des Kickers-Stadions und kredenzt von freundlichen Mitgliedern des Lions Clubs Offenbach Lederstadt, die die Feier seit Jahren tatkräftig unterstützen. „Ich bin sehr froh, dass wir bereits zum zweiten Mal im Stadion feiern können“, sagt Thomas Quiring, Leiter des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie.
Geschenke für Kinder und Erwachsene Um 11 Uhr startet die Weihnachtsfeier nach der Begrüßung mit einer Andacht von Diakoniepfarrer Markus Eisele. Dabei wird auch der Verstorbenen des zu Ende gehenden Jahres gedacht. Weihnachtliche Lieder erklingen, auf den Tischen duften Plätzchen und unter dem Tannenbaum warten Weihnachtspäckchen darauf, an die Gäste verteilt zu werden. Im Anschluss an das Mittagessen gibt es die Geschenke, die Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde in Dreieich-Götzenhain liebevoll zusammengestellt und verpackt haben. Dies hat inzwischen eine lange Tradition: Der Ausschuss für Diakonie und Soziales der Kirchengemeinde sammelt seit mehr als 20 Jahren Päckchen von Gemeindemitgliedern für Menschen mit wenig Einkommen in Offenbach. Für Kindergeschenke sorgt die Beethovenschule gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt. Wenn Thomas Quiring von den Geschenken erzählt, wird seine Begeisterung für dieses kontinuierliche Engagement sehr deutlich. Quiring hat täglich mit Menschen zu tun, die am Ende des Monats nicht mehr wissen wie sie über die Runden kommen und auch am Essen sparen müssen. Am 19. Dezember wird dies, dank der Unterstützung verschiedener Sponsoren anders sein.
Sponsoren unterstützen Thomas Quiring freut sich über die großzügige Unterstützung für die Weihnachtsfeier, die für rund 120 Menschen ausgerichtet sein wird. Sponsoren sind der Lions Club Offenbach Lederstadt und die Stadiongesellschaft Bieberer Berg mbH Offenbach sowie der Caterer des Stadions und die Kulturhalle Schanz in Mülheim am Main.
Hoch auf den Bieberer Berg Von der S-Bahnstation Offenbach Ost geht es zu Fuß in rund 15 Minuten auf den Bieberer Berg oder mit dem Bus 102, der von der Bahnstation direkt zum Kickers Stadion fährt. Vom Haupteingang der Arena geht es hinauf in die VIP-Lounge im 2. Obergeschoss. Mehr zu den Angeboten des Sozialdienst Offenbach Wohnungsnotfallhilfe finden Sie hier: https://www.diakonie-frankfurt-offenbach.de/ich-suche-hilfe/frauen-maenner/sozialdienst-offenbach/
Einen Scheck in Höhe von 4000 Euro nahm die Leiterin der Bahnhofsmission Frankfurt, Anja Wienand, dieser Tage aus den Händen der Lions Clubs Frankfurt-Cosmopolitan und Frankfurt-Paulskirche im Frankfurter Hauptbahnhof entgegen.
Einlochen am Mittsommertag
Es ist der Erlös eines Charity-Golfturniers, das die Lions am Mittsommertag auf dem Platz des Royal Homburger Golfclubs 1899 ausgetragen hatten, dieser hatte seine 18 Bahnen für den guten Zweck unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Frankfurter Vermögen AG sponserte das Turnier. Den Scheck übergaben Gabriele Lux-Wellendorf und Salome Dombrink vom Lions Club Frankfurt-Cosmopolitan und Willi Rugen, Klaus Kupka und Erwin Amashaufer vom Lions Club Frankfurt-Paulskirche. Auch Uwe Eilers von der Frankfurter Vermögen AG, Fabian Zimmermann vom Royal Homburger Golf Club 1899 und die Spender Oliver Weiß, Stefan Schäfer und Hugo Blaum waren bei der Spendenübergabe dabei und erfuhren von Anja Wienand mehr über die Arbeit der Bahnhofsmission Frankfurt.
Für Menschen, die wenig zum Leben haben
„Wir freuen uns sehr, dass die Lions Clubs für Menschen aktiv werden, die wenig zum Leben haben und unsere Gäste sind“, sagt Anja Wienand. Die Bahnhofsmission Frankfurt wird getragen von der Diakonie Frankfurt und Offenbach und dem Caritasverband Frankfurt. Sie ist seit mehr als 125 Jahre im Frankfurter Hauptbahnhof aktiv, für alle, die Hilfe brauchen, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Mehr lesen Sie hier
Delegation aus Köln besucht WESER5 Diakoniezentrum
Eine hochkarätige Delegation aus der Rheinmetropole Köln mit Harald Rau, Dezernent für Soziales, Gesundheit und Wohnen an der Spitze, besuchte jüngst das WESER5 Diakoniezentrum im Frankfurter Bahnhofsviertel. Bei den politischen Gesprächen auf Einladung des Frankfurter Dezernates für Soziales und Gesundheit ging es unter anderem darum, wie in den Großstädten mit der Wahrnehmbarkeit von wohnungslosen Menschen umgegangen werden soll. „Im Jugend- und Sozialamt denken wir das Thema Obdachlosigkeit neu, die Frage ist, wie viel soziale Realität muss Gesellschaft aushalten“, sagte die Frankfurter Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl im Gespräch mit ihrem Amtskollegen. Es könne nicht die Antwort sein, Drogen, Obdachlosigkeit und Armut hinter Mauern zu verstecken. Das Thema treibt auch die Kölner: innen um, insbesondere auch auf Drogenkranke bezogen.
Übernachten unterm Glockenturm Katrin Mönnighoff, Leiterin der Diakonischen Dienste bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach, berichtete von Beschwerden aus der Nachbarschaft über obdachlose Menschen, die unter dem Glockenturm der Weißfrauen-Diakoniekirche übernachten. „Wir wecken sie morgens und räumen auf“, sagte Mönnighoff. Die Frage sei aber, inwieweit die Übernachtenden mit ihren Bedürfnissen auch akzeptiert werden müssten.
Wutbürger und ehrenamtlich Engagierte In Frankfurt gibt es dazu viele Gesprächsangebote für Bürger:innen, beispielsweise via Quartiersmanagement oder auch über das Koordinierungsbüro Bahnhofsviertel, erfuhren die Gäste aus Köln. Stadträtin Elke Voitl erzählte von Wutbürgern, die sich bei ihr melden, aber auch von aufrichtigem ehrenamtlichen Engagement. Dies reiche bis in das Großbürgertum, das in Frankfurt, der Stadt der Stiftungen, eine Haltung zeige, „die trägt“.
Gutes Netzwerk für Wohnungslose Ehrenamtliche Strukturen im kommenden Jahr Schritt für Schritt auszubauen, plant auch Henning Funk, seit Oktober neuer Leiter des WESER5 Diakoniezentrums. Funk erklärte den Gästen, unter ihnen auch die Leiterinnen des Gesundheits- und des Sozialamtes sowie der Kölner Kripochef: „In Frankfurt besteht ein gutes Netzwerk in der Wohnungslosenhilfe. Als wohnungsloser Mensch finde ich rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Möglichkeiten, mich aufzuhalten.“
280 Besucher:innen an einem Tag im WESER5 Diakoniezentrum Die Delegation und ihre Gastgeber:innen besichtigten die verschiedenen Angebote für wohnungslose Menschen im WESER5 Diakoniezentrum. Sie sahen sich im Tagestreff für wohnungslose Menschen um, der an einem Tag im November 280 Gäste zählte und bis zu 72 Essen am Tag ausgibt. Sie erfuhren von den Beratungsangeboten, der Straßensozialarbeit, den Clearingbetten und dem Wohnen für Männer im Übergangswohnhaus an der Weserstraße 3. Auch die Aufsuchende Sozialarbeit am Flughafen und das Projekt „Manush“ für auf der Straße lebende Familien und andere marginalisierte Gruppen aus Rumänien, Bulgarien, Serbien oder Ungarn stellte Henning Funk vor.
Der Rundgang endete im Innenhof, beim Hygienecenter mit kostenlosen Duschen und Toiletten für obdach- und wohnungslose Menschen. Die Stadt Frankfurt finanziert es, sie möchte ein ganz niedrigschwelliges Angebot machen. „Bei uns gibt es Hygieneartikel zum Duschen, frische Unterwäsche, Kondome…“, zählte Henning Funk auf. Ob der Tagestreff sieben oder fünf Tage pro Woche geöffnet habe, wollte der Kölner Sozialdezernent Harald Rau wissen. „Im Moment sind es fünf Tage, ab 1. Januar können wir wieder an sieben Tagen in der Woche öffnen“, lautete die gute Nachricht von Henning Funk.
Rainer H. kommt gerne zum Bunten Kochtopf und fasst hier neue Hoffnung
Die Luft riecht frisch und erdig in der Frankfurter Nordweststadt. Vom Schulzentrum fliegen Kinderstimmen über den Praunheimer Weg. Am Ende des Wendehammers vor dem Tassilo-Sittmann-Haus türmt sich das Laub. In der Cafeteria im Erdgeschoss des Hauses sind schon fast alle Tische besetzt. Es ist Donnerstagmittag, Zeit für den Bunten Kochtopf. Drinnen duftet es nach Essen und die Gäste unterhalten sich miteinander – über die hohen Preise für Wohnungen, den Nutzen einer Ausbildung und über Politik. Die 26-Jährige diskutiert intensiv mit der 85-Jährigen. An einem Zweiertisch, direkt neben dem Eingang, sitzt Rainer H., unterhält sich angeregt mit einer Dame, löffelt leckeres Crumble mit gemischten Früchten, frisch aus dem Ofen.
Wärme und Freude – nur 100 Meter entfernt Vor etwa einem Jahr wurde der 73-Jährige auf den Bunten Kochtopf aufmerksam. „Ich wohne nur 100 Meter entfernt, aber ich kannte es nicht.“ Durch einen Zettel im Briefkasten oder ein Plakat erfuhr er von dem Mittagstisch für alle in der Nordweststadt. Das Quartiersmanagement der Diakonie Frankfurt und Offenbach initiierte den Bunten Kochtopf zusammen mit vielen Kooperationspartnern und mit engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen. Jeder zahlt, was er kann, die Diakonie-Stiftung unterstützt das Projekt mit dem Motto: Gemeinsam statt einsam. „Wenn ich in Frankfurt bin, komme ich her“, sagt Rainer H.
Herzschlag der Hoffnung Der Mann mit den blauen Augen ist eines der Gesichter der diesjährigen Kampagne „Herzschlag der Hoffnung“ des Evangelischen Regionalverbandes und der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Die Kampagne sammelt Geld für Menschen, die wohnungslos sind oder viel zuhause alleine sind oder nicht genug Einkommen haben, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Der Herzschlag der Hoffnung ermöglicht ihnen Momente, in denen sie anderen begegnen, und es ihnen warm ums Herz wird.
Hunderte Computer zusammengebaut und an Schulen in Ungarn verschenkt Rainer H. nimmt einen Schluck Kaffee. Der Mann mit den hellen Haaren erzählt gerne, vor allem über Begegnungen mit anderen. Von der Dame, die er beim Bunten Kochtopf kennenlernte und der er beim Umstellen ihres Fernsehempfangs auf DVBT half. „Zufallskontakte“ nennt er solche Begegnungen und erzählt, dass er sich auskennt mit Computern, weil er früher „mehrere 100 selbst gebaut hat“: Auf dem Sperrmüll suchte er die nutzbaren Teile heraus, konstruierte daraus neue PCs und verschenkte sie an eine ungarische Schule, „die schrieben damals noch mit der Schreibmaschine“.
„Gemeinsam statt einsam“ lautet das Motto beim Bunten Kochtopf in der Nordweststadt. Foto: Viet Goy Le
Die Vereinsgaststätte, wo viele Rentner zu Mittag aßen, hat zugemacht Was ihm in der Nordweststadt fehlt? Treffpunkte, um Leute kennenzulernen. „Früher gab es einen Mittagstisch in einer Vereinsgaststätte, da trafen sich viele Rentner zum Mittagessen, aber die hat zugemacht.“ In dem achtgeschossigen Haus, in dem er wohnt, bleiben die Bewohner:innen unter sich „in ihrer Bubble“, sagt H., es gibt keinen nachbarschaftlichen Kontakt, nur selten mal ein kurzes Schwätzchen im Treppenhaus. Auch im NordWestZentrum beim Einkaufen grüßt man sich im Vorbeigehen, aber bleibt nicht beieinanderstehen. Jetzt, im Bunten Kochtopf, lernt der 73-Jährige „Leute aus dem Stadtteil“ kennen, und nun trifft er auch Menschen, mit denen er beim Mittagessen zusammensaß, auf der Straße wieder. Dabei hilft ihm ein Talent, von dem er ganz zum Schluss des Gespräches berichtet: „Ich kann andere Menschen einschätzen, innerhalb von Sekunden.“
Ein Stück Geborgenheit und Hoffnung schenken wie beim Mittagstisch „Bunter Kochtopf“: Darauf zielt die Spenden-Aktion „Herzschlag der Hoffnung“ vom Evangelischem Regionalverband Frankfurt und Offenbach. Mehr erfahren Sie hier