image Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Gastgeber Henning Funk (Bildmitte) begrüßt Gäste aus Köln und Frankfurt im WESER5 Diakoniezentrum, darunter den Kölner Beigeordneten Harald Rau (li) und die Frankfurter Stadträtin Elke Voitl (2.von li).

Armut und Obdachlosigkeit nicht hinter Mauern verstecken

Delegation aus Köln besucht WESER5 Diakoniezentrum

Eine hochkarätige Delegation aus der Rheinmetropole Köln mit Harald Rau, Dezernent für Soziales, Gesundheit und Wohnen an der Spitze, besuchte jüngst das WESER5 Diakoniezentrum im Frankfurter Bahnhofsviertel. Bei den politischen Gesprächen auf Einladung des Frankfurter Dezernates für Soziales und Gesundheit ging es unter anderem darum, wie in den Großstädten mit der Wahrnehmbarkeit von wohnungslosen Menschen umgegangen werden soll. „Im Jugend- und Sozialamt denken wir das Thema Obdachlosigkeit neu, die Frage ist, wie viel soziale Realität muss Gesellschaft aushalten“, sagte die Frankfurter Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl im Gespräch mit ihrem Amtskollegen. Es könne nicht die Antwort sein, Drogen, Obdachlosigkeit und Armut hinter Mauern zu verstecken. Das Thema treibt auch die Kölner: innen um, insbesondere auch auf Drogenkranke bezogen.

Übernachten unterm Glockenturm
Katrin Mönnighoff, Leiterin der Diakonischen Dienste bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach, berichtete von Beschwerden aus der Nachbarschaft über obdachlose Menschen, die unter dem Glockenturm der Weißfrauen-Diakoniekirche übernachten. „Wir wecken sie morgens und räumen auf“, sagte Mönnighoff. Die Frage sei aber, inwieweit die Übernachtenden mit ihren Bedürfnissen auch akzeptiert werden müssten.

Wutbürger und ehrenamtlich Engagierte
In Frankfurt gibt es dazu viele Gesprächsangebote für Bürger:innen, beispielsweise via Quartiersmanagement oder auch über das Koordinierungsbüro Bahnhofsviertel, erfuhren die Gäste aus Köln. Stadträtin Elke Voitl erzählte von Wutbürgern, die sich bei ihr melden, aber auch von aufrichtigem ehrenamtlichen Engagement. Dies reiche bis in das Großbürgertum, das in Frankfurt, der Stadt der Stiftungen, eine Haltung zeige, „die trägt“.

Gutes Netzwerk für Wohnungslose
Ehrenamtliche Strukturen im kommenden Jahr Schritt für Schritt auszubauen, plant auch Henning Funk, seit Oktober neuer Leiter des WESER5 Diakoniezentrums. Funk erklärte den Gästen, unter ihnen auch die Leiterinnen des Gesundheits- und des Sozialamtes sowie der Kölner Kripochef: „In Frankfurt besteht ein gutes Netzwerk in der Wohnungslosenhilfe. Als wohnungsloser Mensch finde ich rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Möglichkeiten, mich aufzuhalten.“

280 Besucher:innen an einem Tag im WESER5 Diakoniezentrum
Die Delegation und ihre Gastgeber:innen besichtigten die verschiedenen Angebote für wohnungslose Menschen im WESER5 Diakoniezentrum. Sie sahen sich im Tagestreff für wohnungslose Menschen um,  der an einem Tag im November 280 Gäste zählte und bis zu 72 Essen am Tag ausgibt. Sie erfuhren von den Beratungsangeboten, der Straßensozialarbeit, den Clearingbetten und dem Wohnen für Männer im Übergangswohnhaus an der Weserstraße 3. Auch die Aufsuchende Sozialarbeit am Flughafen und das Projekt „Manush“ für auf der Straße lebende Familien und andere marginalisierte Gruppen aus Rumänien, Bulgarien, Serbien oder Ungarn stellte Henning Funk vor.

Der Rundgang endete im Innenhof, beim Hygienecenter mit kostenlosen Duschen und Toiletten für obdach- und wohnungslose Menschen. Die Stadt Frankfurt finanziert es, sie möchte ein ganz niedrigschwelliges Angebot machen. „Bei uns gibt es Hygieneartikel zum Duschen, frische Unterwäsche, Kondome…“, zählte Henning Funk auf. Ob der Tagestreff sieben oder fünf Tage pro Woche geöffnet habe, wollte der Kölner Sozialdezernent Harald Rau wissen. „Im Moment sind es fünf Tage, ab 1. Januar können wir wieder an sieben Tagen in der Woche öffnen“, lautete die gute Nachricht von Henning Funk.


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