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Melisa Ergül-Puopolo und Finn Dohrmann (4.von re) von der Kirchlichen Abschiebungsbeobachtung am Frankfurter Flughafen und Vertreter der Bundespolizei berichteten bei der Pilotenvereinigung Cockpit.

Abschiebungsbeobachtung am Frankfurter Flughafen war zu Gast bei der Pilotenvereinigung Cockpit

Vielzahl an individuellen Schicksalen und Verbesserungspotenziale waren Themen

Wenn Geflüchtete aus Deutschland per Flugzeug abgeschoben werden, beschäftigt dies auch die Crew. Die Pilotenvereinigung Cockpit hatte daher Melisa Ergül-Puopolo, Abschiebungsbeobachterin der Diakonie Frankfurt und Offenbach und ihren Kollegen Finn Dohrmann, Referent für die Abschiebebeobachtung beim Caritasverband für die Diözese Limburg eingeladen, Einblicke in ihre Arbeit zu geben. Während eines Forums für Mitglieder der Vereinigung  Cockpit berichteten die beiden Expert:innen über ihre Erfahrungen. Vertreter der Bundespolizei waren ebenfalls eingeladen.

Ergül-Puopolo und Dohrmann referierten vor den Flugkapitän:innen über immer wieder beobachtete Probleme wie zu dünner Kleidung im Winter, fehlenden Möglichkeiten, Gepäck mitzunehmen, Familien-Trennungen oder Abschiebung von Kranken und Schwangeren.

Für die Pilotenvereinigung spiegelt die Thematik angesichts der jährlich rund 20.000 Rückführungen über deutsche Flughäfen in den Jahren 2015-2019 „einen wesentlichen Aspekt unserer täglichen Arbeit wider“, heißt es in einem Beitrag für das Mitgliedermagazin. Mit dem steigenden Flugaufkommen seien bereits im Jahr 2022 wieder etwa 11.000 Maßnahmen durchgeführt worden, „und sie werden auch in Zukunft einen bedeutenden Anteil unserer Arbeit bilden“.

Ziel des Forums war es, für die Pilot:innen Transparenz über die rechtlichen Grundlagen von Rückführungen, die Verfahren, Risikobewertungen und Abläufe sowie die zusätzliche Qualifikation und Ausbildung gegebenenfalls begleitender Bundespolizeibeamtinnen und -beamten zu schaffen.

Obwohl während der Veranstaltung die bundespolizeilichen Maßnahmen am Flughafen als transparent und höchst standardisiert eingeschätzt wurden, zeige sich aufgrund der Vielzahl an individuellen Schicksalen „immer wieder Verbesserungspotenzial“, das alle beteiligten Stellen regelmäßig „offen diskutieren“, resümiert die Vereinigung Cockpit e.V.

Sie weist darauf hin, dass sich in der Zusammenarbeit „mit unseren Besatzungen“ in „seltenen Fällen“ Situationen ergeben, in denen Rückführungen gemäß den Regelungen in Flugbetriebshandbüchern und Dienstvorschriften abgelehnt werden müssen.

Auch Überlegungen zu Fragen der Bordgewalt wurden diskutiert, alle Referierenden nannten gelungene Kommunikation zwischen allen Beteiligten, insbesondere beruhigende Kommunikation mit den rückzuführenden Menschen, als Lösung. Für die Abschiebungsbeobachter:innen, die mehrere Sprachen sprechen, gehört es zum Alltag, Geflüchtete zu informieren und ihnen zur Seite zu stehen. Seit die Diakonie Frankfurt und Offenbach und der Caritasverband für die Diözese Limburg e.V. 2006 die Abschiebungsbeobachtung am Frankfurter Flughafen installierten, geht es zudem darum, Transparenz in ein Verfahren zu bringen, das sonst für unabhängige Beobachter:innen nicht zugänglich ist. Verstöße gegen die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel und die Verletzung humanitärer Ansprüche werden dokumentiert und im Forum Abschiebebeobachtung besprochen.


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